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Auch der Bezug zur älteren Generation hat sich verändert. Immer
mehrAltelebenalleininihrenHäuschenoderin Lares ( Lar de Idosos -
„Altenheim“).InZeitenderWirtschaftskrisekommtesallerdingshäufi-
gervor,dassKinderihregebrechlichenMütterundVäterausdenInsti-
tutionennachHauseholen,umsichderenRentezubemächtigen.Oft
verbringendieSeniorendanndenganzenTagohnePflegeundBetreu-
ungalleinzuHause.
Übrigens zählt man auch in Portugal ab dem 18. Lebensjahr zu den
adultos, denErwachsenen,zumindestrechtlichgesehen.Abdem50.Le-
bensjahrgehörtmanschonzuden idosos („Alten“).Danngibtesnoch
die activos („Aktiven“)und aposentados („Rentner“).IndieserReihenfol-
geistesdannnichtmehrweitzumTod (morte).
„Morte“ - Tod und Trauer
Die häufigste Todesursache in Portugal sindlautNationalemStatistik-
institutErkrankungenvonHerzundGefäßenmit39ProzentderTodesfäl-
le. An zweiter Stellen stehen bösartige Tumore, die jährlich mehr als
20.000Todesopferfordern.WobeisichdiesebeidenUrsachenlangsam
annähern, d.h., die Tumorraten steigen, was u.a. auf die hohe Zahl an
Rauchernzurückzuführenist.AlkoholbedingteKrankheitenwieLeberzir-
rhosestiegenbesondersunterjüngerenMenschenan.Hochsindauch
dieZahlenderVerkehrstotenaufPortugalsStraßen.
„In der Beziehung zum Tod bzw. den Toten lässt sich am besten die
WeigerungderPortugiesen,sichindieRealitäteinzubringen,feststellen“,
schreibt José Gil inseinerAnalyse„PortugalHoje-OMedodeExistir“.
DieGeschwindigkeitmitderinPortugalVerstorbenevondenLebenden
vergessenwerden,seibezeichnend.SobalddieBeerdigungbeendetsei,
widmetensichdieTrauergästewiederihremAlltag,derSonne,demCafé,
soalswärenichtsgeschehen-bisaufdieengerenFamilienangehörigen
natürlich. Der Tote habe keinen Platz in der portugiesischen Gesell-
schaft, weilderPortugiesedierealeTragödienichtverkrafteundsomit
dieWirklichkeiteinfachignoriere.WennaberschonderTodkeineechte
Tragödiesei,könneauchkeinanderesbedeutendesGeschehenwirkliche
Emotionenerzeugen. Gil nenntdies„Sich-nicht-Einschreiben“.
Wenigstens liegen Portugals Verstorbene meist auf schönen Plätzen.
Die Friedhöfe portugiesischerGemeindensindfastimmerandenattrak-
tivstenStandortenplatziert.Werdurchportugiesische cemitérios schlen-
dert,findetdortstattdunklerdüstererGräberweißeKapellenundstrah-
lendeMarmorgräber.LissabonsberühmtesterFriedhofnenntsichgar Pra-
zeres -„Freuden“.„EndstationFreude“wärefastpassender,dennEndsta-
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