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Literatur
Portugiesische Autoren sind, abgesehen vielleicht von Nobelpreisträger
JoséSaramago und AntónioLoboAntunes, auf dem deutschen Buchmarkt
relativ unbekannt. Dennoch genießt die portugiesische Literatur interna-
tional hohes Ansehen.
Lange Zeit lag der Schwerpunkt der portugiesischen Literatur auf der
Lyrik, mit der Blütezeit in der Renaissance. Später wurde die Prosa domi-
nierend. Immer steht bei den Autoren die Kritik an der Gesellschaft im
Vordergrund. Angefangen mit Eça de Queiroz, der es wie kein anderer
verstand, in spöttisch-bissigem Ton die Aristokratie und den Klerus aufs
Korn zu nehmen. Bis heute verkaufen sich seine Romane, die in der Zeit
schen Jesus kritische Fragen zu Gott stellen und eine verwerfliche Bezie-
hung zu Maria Magdalena erleben. Der damalige konservative Kultur-
staatssekretär Pedro Santana Lopes strich ihn daraufhin von der Kandi-
datenlisten für den Europäischen Kulturpreis. Aus Protest verlegten der
Autor und seine Frau ihren Wohnsitz auf die Kanareninsel Lanzarote. Erst
Jahre später sollte sich Saramago wieder mit seiner Stadt versöhnen. Die
Portugiesen nahmen ihm den Umzug nach Spanien übel, obwohl er seinen
Hauptwohnsitz noch immer in Lissabon hat.
Seine international bekanntesten Werke sind „Todos os Nomes“ („Alle Na-
men“), „Levantado do Chão“ („Hoffnung im Alentejo“) und „Memorial do
Convento“ („Das Memorial“). Seinen gesellschaftskritischen Roman „Ensaio
sobre a Cegeira“ („Die Stadt der Blinden“) verfilmte der brasilianische Re-
gisseur Fernando Meirelles im Kinodrama „Blindness“, das 2008 das Film-
festival von Cannes eröffnete. In dem Buch werden alle Bewohner einer Stadt
bis auf eine Frau von einer seltsamen Seuche heimgesucht, die sie erblinden
lässt. Da die Krankheit höchst ansteckend ist, lässt die Regierung alle Infi-
zierten in eine Anstalt einsperren. Die Zahl der Blinden steigt aber unauf-
hörlich und es beginnt ein Kampf um Leben und Tod. Die Gesellschaft bricht
schließlich in sich zusammen. Sein neuestes bibelkritisches Buch „Kain“
(port. „Caím“) wurde 2009 auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt.
In seiner Wahlheimat Spanien wird der Autor sehr verehrt, in Portugal
hat er zwar auch seine Fans und treuen Leser, doch ist er für die Portugie-
sen eine Art Stiefkind. Er ist womöglich zu ehrlich und direkt, womit viele
seiner Landsleute nicht umgehen können. Die Rechten schämen sich oft-
mals für den Landsmann, die ideologisch eher links orientierten Portugie-
sen stehen dagegen hinter ihrem Nobelpreisträger.
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