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Kunst und Kultur
„Der Wert der Kunst besteht darin, dass sie uns aus dem Hier holt.“
( FernandoPessoa, aus „Dichtungen“)
Kunst und Kultur sind wie so oft auch in Portugal eher ein Thema der Mit-
tel- und Oberschicht. Seit den 1980er-Jahren hat die Allgemeinbevölke-
rung leichteren Zugang zur portugiesischen Kunstszene erhalten und in
den Schulen wird die Kunsterziehung intensiver gefördert.
Sonntags besucht man ab und an mit der Familie ein Museum (dann ist üb-
rigens Eintritt frei), auch Film- und Theaterveranstaltungen haben ihr Publi-
kum. Dennoch ist die Kunstszene außerhalb der Großstädte eher verhalten.
NobelpreisträgerJoséSaramago-
verehrtimAusland,umstrittendaheim
José de Sousa Saramago wurde am 16. November 1922 in Azinhaga, ei-
nem kleinen Ort im Bezirk Golegá in der Provinz Ribatejo geboren. Seine
Eltern waren einfache Landarbeiter in den Latifundien der Großgrundbe-
sitzer, beide konnten kaum lesen und schreiben: „In meinem Elternhaus
gab es keine Bücher.“ Daran erinnerte der Schriftsteller auch in seiner
Dankesrede zur Verleihung des Literaturnobelpreises im Jahr 1998. Sara-
mago würde eigentlich José de Sousa wie sein Vater heißen, hätte nicht der
Standesbeamte von Azinhaga den Spitznamen, mit dem die Familie im
Dorf bekannt war, in die Geburtsurkunde eingetragen. Der „Saramago“
ist ein Ackerrettich, der den armen Bauern als Nahrungsgrundlage galt.
Als der kleine José zwei Jahre alt wurde, zog die Familie nach Lissabon, wo
der Vater eine Anstellung als Polizist bekam. Ein Gymnasium konnten sich
die Eltern nicht leisten, also musste der Junge eine technische Schule besu-
chen und lernte zunächst KFZ-Mechaniker.
In autodidaktischen Studien begann Saramago, sich der Literatur zu nä-
hern. Er arbeitete u.a. als Redakteur und Literaturkritiker, bis er 1976 frei-
er Schriftsteller wurde. Nach zwei Ehen heiratete er 1988 seine Übersetze-
rin, die spanische Journalistin Pilar del Rio. Als bekennender Atheist, Kom-
munist und langjähriges Mitglied der PCP brachte er seine sozialen und po-
litischen Anliegen auch immer wieder in seinen Romanen zur Sprache.
Sein 1991 erschienenes Buch „O Evangelio segundo o Jesus Cristo“ wur-
de von der Katholischen Kirche in Portugal als blasphemische Provokation
empfunden und löste einen Skandal aus. Darin lässt er einen sehr irdi-
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