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Portugiesische Emigranten in Deutschland
ImMärz1964schlossdieBundesrepublikDeutschlandmitPortugalein
Abwerbeabkommen für Arbeitskräfte. Deutschland benötigte dringend
ArbeiterfürdenAufbaudesLandes.
Am10.September1964kam Armando Rodriguez de Sá nachDeutsch-
land und wurde per Zufall als „Millionster Gastarbeiter“ ausgewählt. Der
schüchternePortugiesewusstekaum,wieihmgeschah,alsernachdreiTa-
genZugfahrtvölligübernächtigtamBahnhofinKöln-DeutzvondemBlitz-
lichtgewitterdeutscherJournalistenempfangenwurde.AlsseinNameaus-
gerufen wurde, erschrak der Ärmste fast zu Tode. Reichte der Arm von Sa-
lazars Geheimpolizei gar bis nach Deutschland? Salazar machte seinen
LandsleutentrotzVereinbarungdieAusreisenichtleicht.Eswarmitgroßen
Schwierigkeitenverbunden,einenPasszubekommen,besondersfürMän-
nerimmilitärdienstfähigenAlter.AberamBahnsteigvonDeutzstandennur
der portugiesische und spanische Botschafter zusammen mit dem damali-
genArbeitgeberpräsidenten,umdieNeuankömmlingeundden„Vorzeige-
gastarbeiter“ zu begrüßen. Der hagere 38-jährige Zimmermann aus Nord-
portugal wurde mit einem Moped der Marke „Zündapp“ beschenkt. Mit
ihm kamen an diesem Tag noch 1100 andere Spanier und Portugiesen in
Sonderzügen nach Deutschland. Es waren einfache verschüchterte Men-
schenmitPappkofferninderHandundverschlissenenKleidernamLeib.
Armando de Sá galtals Stereotyp eines Gastarbeiters in Deutschland.
Lange Zeit begleitete ihn die Presse im Arbeiterwohnheim und am Ar-
beitsplatz, sogar seiner Familie in der Heimat Canhas de Senhorim wur-
den Blumengrüße überbracht. Reich wurde Armando de Sá nicht in
Deutschland.Mit53JahrenerkrankteeranMagenkrebs,denGroßteilsei-
nesErspartenverbrauchteerfürdieMedikamenteundBehandlungen.Als
er1979inseinemHeimatdorfstarb,wardieskeineSchlagzeilemehrwert.
SeinMopedstehtheuteimHausderGeschichteinBonn.
Im Jahr 2009 machte ein anderer portugiesischer Emigrant traurige
Schlagzeilen in Deutschland. Der 27-jährige Afonso Tiago verschwand
am 10.Januar 2009 in Berlin, wo er als Ingenieur arbeitete. Seine Familie
startete daraufhin eine groß angelegte Suchaktion mit Plakaten und An-
zeigen.ImMärz2009besuchtederportugiesischeStaatspräsidentBerlin
und besprach u.a. den Fall des jungen Einwanderersmit Bundeskanzlerin
Angela Merkel. Kurz darauf brachte die Suche der Polizei den tragischen
Tod des Portugiesen ans Licht. Sein Leichnam wurde in der vereisten
Spree gefunden. Ein Fremdverschuldenwurdeausgeschlossen, Tiago war
wohlinsEiseingebrochenunderforen.
Derzeit leben um die 130.000 Portugiesen in Deutschland, die mehr-
heitlichgutintegriertsind. Somos um povo pacífico com uma imagem po-
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