Travel Reference
In-Depth Information
der Auto- und Maschinenbauindustrie abhängig gemacht. Es gibt keine
nationalenIndustriebetriebe,dieglobalagieren.DiebisherverfolgteStra-
tegie der Billiglöhne ist nun mit der Osterweiterung der EU und der star-
ken Konkurrenz in Asien nicht mehr tragbar. Rein portugiesische wirt-
schaftlich bedeutende Konzerne gibt es kaum. Nur etwa ein Prozent der
portugiesischen Firmen beschäftigt mehr als 500 Mitarbeiter, die Mehr-
heitbildenmittelständischeBetriebemitbiszuzehnAngestellten.
Im globalen Wettbewerb ist das kleine Portugal besonders verletzlich.
Weltweit agierende ausländische Konzerne mit Standorten in Portugal
setzten sich nach und nach in die billigeren osteuropäischen Länder und
nachAsienab.DadurchhatdasLandseit2005 zahlreiche Arbeitsplätze
verloren. 2008 machte der Münchner Halbleiterkonzern Quimonda mit
der Schließung eines Werks in Vila do Conde Schlagzeilen, wo knapp
1300Arbeitsplätzeabgebautwurden.DieInfineon-Tochterwarzuvormit
mehrals100MilliardenEuroFördermitteln,dieHälftedavonkamvonder
EU,unterstütztworden.OftmalsstehtdieLebensgrundlageganzerFamili-
en auf dem Spiel, wenn Mann und Frau im gleichen Betrieb arbeiten. Für
770 Mitarbeiter der Firma kann es zumindest vorerst weitergehen. Der
Konzern wurde unter dem Namen „Nanium“ neu gegründet, der portu-
giesischeStaatistnunalsAktionärmiteinemAnteilvon17,88Prozentbe-
teiligt.
Einen Erfolg konnte Portugal dennoch verbuchen, als es im Jahr 2007
aus über 23 Bewerbern für den Bau einer Fertigungshalle des schwedi-
schen Möbelriesen IKEA ausgesucht wurde, worauf später mehrere Ver-
kaufsgebäudefolgten.DerCloubrachtedemLandmehrals1000Arbeits-
plätze, Tendenz steigend. Noch beliebter als bei den Portugiesen selbst
sinddieschwedischenSelbstbaumöbelbeidenSpaniern,diemehrals10
Prozent der Kunden in den portugiesischen Filialen ausmachen. Früher
reisten die Portugiesen wegen der Großhandelskette El Corte Inglés zum
Shoppen nach Spanien, jetzt kommen die Espanhóis wegen IKEA nach
Portugal.
Seit2009stagniertdieWirtschaftPortugals.DieglobaleFinanzkrisehat
das Land wieder zurückgeworfen. Die Arbeitslosenquote stieg gar auf
10,3 Prozent an, darunter sind viele Langzeitarbeitslose und ältere Men-
schen,wasdieHaushaltskasseschwerbelastet.
Reformen im Arbeitsrecht, die Verschlankung der öffentlichen Verwal-
tungundInvestitioneninBildungundAusbildungsollendieBasisfüreine
bessereZukunftlegen.DiederzeitigeRegierungunter José Sócrates setzt
außerdem auf zukunftsweisende Wirtschaftszweige wie alternative
Energien. Momentan basieren fast drei Viertel der portugiesischen Wirt-
schaftaufHandelundDienstleistung,darunterderTourismussektormitei-
Search WWH ::




Custom Search