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ungefähr so berühmt wie Thomas Gottschalk in Deutschland. Alle Be-
schuldigtenbisauf Bibi selbststreitendieVorwürfeab.DerFallistbisheu-
tenichtabgeschlossenunddas Urteil wird immer wieder vertagt.
Nach monatelanger Untersuchungshaft warten die Angeklagten nun in
Freiheit (sie dürfen das Land nicht verlassen) auf das Prozessende. Der
Hauptangeklagte Silvino lebt derzeit von einer staatlichen Rente von 410
Euroundmusspolizeilichgeschütztwerden, Carlos Cruz erhält3100Euro
monatlich, verkaufte einige seiner Immobilien und ist in der Society wie-
deroftgesehenerGast.DerArzt Ferreira Diniz praktiziertwiederineinem
Lissabonner Gesundheitszentrum, der Rechtsanwalt Hugo Marcal kandi-
diertalsRichteranwärterundderDiplomat Jorge Ritto lebtingewohntem
WohlstandinseinerVillaweiter.Alleswiegehabt.
Es ist der längste und wohl medienträchtigste Prozess in Portugals Ge-
schichte. Die portugiesische Bevölkerung glaubt laut Umfragen nicht da-
ran, dass jemals die ganze Wahrheit über den Fall ans Licht kommen
bzw.Gerechtigkeitwaltenwird.
Der Fall „Maddie“
In der Nacht des 3. Mai 2007 verschwand die dreijährige Madeleine
McCann unter mysteriösen Umständen aus einer Ferienanlage in dem
Küstenort Praia da Luz westlich von Lagos an der Algarve. Das Kind der
britischenÄrzte Kate und Gerry McCann istseitherwievomErdbodenver-
schluckt. Die Eltern starteten eine bisweilen umstrittene weltweite Me-
dienkampagne. Zeitweise stufte die portugiesische Polizei das Elternpaar
selbstalsVedächtigeein,wassichjedochnichtaufrechthaltenließ.
Der Fall löste sowohl in Portugal als auch in England riesige Wellen der
Empörung aus und sorgte für diplomatische Verstimmungen. Gegen-
seitig klagte man sich der Verleumdung und Ermittlungsfehler an und er-
schöpftesichindiversenSchuldzuweisungen.EinehemaligerErmittlerder
portugiesischen Kriminalpolizei veröffentlichte gar ein Buch zu dem Fall.
DieVerbreitungseinerAussagenwurdeAnfang2010aufKlagederEltern
vom portugiesischen Gerichtshof verboten. In Praia da Luz erklärten sich
die Bewohner besonders am Anfang solidarisch mit den Eltern. Mittler-
weilewerdenauchandereStimmenlaut.Manbefürchtetwegenderwelt-
weitenBerichterstattungEinbrücheimTourismusundnegativeSchlagzei-
lenfürdieRegion.DerFallistverworrenundverleitetMenschenausaller
Welt zu den wildesten Spekulationen. Die Portugiesen dagegen würden
am liebsten einen Schleier des Schweigens über die ganze Sache legen.
Das wird allerdings nicht geschehen, solange es keine Gewissheit über
denVerbleibdesMädchensgibt.
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