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nen.IrgendeinWegfindetsichimmer,eineunliebsameVorschriftzuumge-
hen. Von desenrasque spricht der Volksmund, wörtlich könnte man es mit
„vereinfachen“ übersetzen, es ist sozusagen eine Art Lösung für alles. O
Chico Esperto ist derjenige, der sich schlitzohrig und gewitzt immer einen
Vorteil verschafft. (Siehe dazu auch das Kap. „,Alma Lusa' - tiefgründige
Volksseele mit komplexer Wirkung“.) Mit etwas Glück sitzt irgendwo ein
BekannteraufeinemwichtigenPosten,derdieSacheunbürokratischregelt.
Selbst die Polizei genießt kein großes Vertrauen in der Bevölkerung und
wird deshalb auch nicht wirklich als Autorität angesehen. Vielleicht ist dies
eine Erklärung dafür, dass die Beamten bei Ausländern gern einmal die au-
toritären Gesetzeshüter geben. Bei der eigenen Bevölkerung beißen sie
Korruption im Amt
Dreist war der Fall Fátima Felguerias, der als „Saco azul“ in die portu-
giesische Justizgeschichte einging. Die Bürgermeisterin von Felgueiras
bei Porto wurde 2003 der Korruption und illegalen Bereicherung der
Partei (PS) angeklagt. Gleichzeitig ordnete man eine Untersuchungshaft
an. Die Politikerin, die in Brasilien als Kind einer portugiesischen Emig-
rantenfamilie geboren wurde und deshalb die doppelte Staatsangehörig-
keit besitzt, setzte sich noch rasch vorher in ihr Geburtsland ab. Sie wuss-
te, dass sie hier vor einer Auslieferung gesetzlich geschützt war. 2005
kam sie zurück nach Portugal, wurde festgenommen und kurz darauf
wieder freigelassen. Im gleichen Jahr gewann sie erneut die Wahlen zur
Präsidentin der „Camara de Felgueiras“. Im November 2008 wurde sie
zu drei Jahren Haft auf Bewährung und zur Aufgabe ihres Mandats ver-
urteilt. Dennoch unterstützte die Mehrheit der Bevölkerung sie nach wie
vor. Bei den Bürgemeisterwahlen im Oktober 2009 trat sie nochmals an,
verlor aber diesmal gegen den Kandidaten der PSD.
PSD-Mitglied Isaltino Morais, Bürgermeister der Stadt Oeiras bei Lis-
sabon, wurde im August 2009 wegen passiver Korruption, Machtmiss-
brauch und Geldwäsche zu sieben Jahren Haft und einer Schadenser-
satzleistung an den Staat in Höhe von 463 Millionen Euro verurteilt.
Trotzdem war er bis dato als Präsident der „Camara Municipal de Oei-
ras“ im Amt. Bei der Verhandlung war von Selbstkritik oder Reue nichts
zu merken. Er ließ gar öffentlich verlauten: „Zeigen Sie mir einen Politi-
ker im Land, der nicht irgendwo schwarze Konten hat.“ Die Bürger-
meisterwahlen im Oktober 2009 gewann Morais als unabhängiger Kan-
didat mit großem Vorsprung.
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