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schichte des Landes ziehen. Es sind die
Champalimauds, Mellos, Roquetes,
Balsemãos
und
Azevedos,
die die Geschicke des Landes im Wirtschafts-
und Bankensektor mitbestimmen.
Die Brüder Sacadura Cabral Portas (kurz Portas) -
Spiegelbilder des portugiesischen Großbürgertums
Die diversen Familienmitglieder der Familie
Sacadura Cabral Portas
sind in
vielerlei Hinsicht Abbilder der portugiesischen Oberschicht. Beginnen wir
mit
Miguel und Paulo Portas,
die sich beide in der Politik einen Namen ge-
macht haben. Kurioserweise ist der ältere, 1958 geborene
Miguel Portas
im
Linksblock
BE
(
Bloco de Esquerda,
„Linker Block“) aktiv und sitzt im Europa-
parlament - während der vier Jahre jüngere
Paulo
Vorsitzender der rechts-
konservativen
Partido Popular (PP)
ist und von 2002 bis 2004 Verteidi-
gungsminister unter
José Manuel Durão Barroso
war
.
Man stelle sich vor,
Gregor Gysi
und
Horst Seehofer
wären Brüder. So ungefähr steht sich die po-
litische Ausrichtung der beiden Portas-Brüder gegenüber. Ihre Mutter,
He-
lena Sacadura Cabral,
ist Ökonomin und Schriftstellerin. Sie ist eine Nichte
des legendären Flugpioniers
Artur de Sacadura Cabral
und mit dem Brasi-
lienentdecker
Pedro Álvaro Cabral
verwandt. Sie war die erste Frau, die ei-
nen leitenden Posten in der Banco de Portugal innehatte. Ihr Exmann und
Vater der beiden Brüder ist der bekannte Architekt und bekennende Libera-
le
Nuno Portas.
Die Eltern sind seit 1967 geschieden, was damals ein klei-
ner Skandal war.
Paulo
wuchs bei seiner Mutter auf,
Miguel
blieb beim Vater.
Was womöglich die unterschiedlichen politischen Ausrichtungen erklärt.
Paulo Portas
repräsentiert das konservative und national eingestellte Por-
tugal.
Miguel Portas
ist der linke Intellektuelle, der die Zukunft Portugals in
einer anderen Richtung sieht. Beide haben als Kinder und Jugendliche noch
die Zeit der Diktatur erlebt. Die Familie flüchtete zeitweise nach Frankreich
ins Exil, um sich vor Übergriffen der
PIDE
zu schützen. Trotz aller politischen
Differenzen sind die Brüder
Portas
im Privatleben ein Herz und eine Seele
und würden nie gegeneinander kandidieren. Eine interessant gemischte Fa-
milie und ein
gutes Beispiel für eine in der Praxis durchaus funktionie-
rende Demokratie,
die sich gegenseitig toleriert und respektiert. Und
ebenso ein gutes Beispiel für das portugiesische Großbürgertum, dessen
Nachkommen alle Bildungs- und Karrierechancen offen stehen.
Titel, Ränge, Würden
Titel haben immer noch eine große Bedeutung in Portugal. Da die
Mehrheit des einfachen Volkes lange Zeit kaum lesen und schreiben
konnte, war jeder, der einen Beruf vorweisen und sich einigermaßen ge-
wählt ausdrücken konnte, automatisch der
Senhor Doutor.