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Prozent, d.h. fast eine Million Menschen in Portugal weder lesen noch
schreiben. Die PISA-Studie von 2003 zeigte auf, dass fast die Hälfte der Por-
tugiesen die Zeitung zwar lesen kann, aber die Inhalte nicht versteht und
damit zu den „funktionalen Analphabeten“ gerechnet werden muss. In eini-
gen ländlichen Gegenden und unter der älteren Bevölkerung, traditionsbe-
dingt hier unter den Frauen, ist die Zahl der Analphabeten noch höher.
Vierzig Prozent der heutigen Berufstätigen haben nach offiziellen Aus-
sagen keinen Schulabschluss oder keine Berufsausbildung. Noch im Jahr
2000 konnte nur ein Zehntel der 30-Jährigen einen Hochschulabschluss
vorweisen, damit lag Portugal weit abgeschlagen vom restlichen Europa.
Die Schulabbrecherquote gehört zur höchsten europaweit und selbst die
portugiesische Mittelschicht ist vergleichsweise schlecht ausgebildet.
Ein großes Problem ist auch die mangelnde Qualifikation der Firmeninha-
ber und Manager, die mit den europäischen Konkurrenten nur schwer
mithalten können.
Eine staatliche Bildungsoffensive soll nun Abhilfe schaffen. Die Schul-
pflicht soll nach Plänen der derzeitigen Regierung von neun auf zwölf Jah-
re angehoben werden und in den kommenden zehn Jahren soll die Zahl
der Abiturienten von 10% auf 65% steigen. In den Dörfern werden Kurse
zur Alphabetisierung der Senioren angeboten. An den Schulen wird der
Mathematikunterricht ausgeweitet, landesweite Initiativen sollen das Inte-
resse an dem Schulfach wecken und motivieren. Außerdem gibt es spe-
zielle Angebote im IT-Bereich. 2008 gab die Regierung im Rahmen eines
Erziehungsprojekts ein spezielles Notebook für die Grundschulen in Auf-
trag. Der Portátil Magalhães, benannt nach dem Weltumsegler Magellan,
wird in Portugal hergestellt und kostet wesentlich weniger als ein gleich-
wertiges Notebook. Portátil ist das portugiesische Wort für Laptop oder
Notebook, wörtlich heißt es „tragbar“. Diese Neuausstattung der Schulen
wurde in den Medien euphorisch gefeiert: endlich einmal wieder eine rein
portugiesische Erfolgsgeschichte. Bis sich herausstellte, dass die Erstversi-
on des Notebooks mit mehr als 80 gravierenden Rechtschreibfehlern im
System ausgeliefert wurde und damit in dieser Hinsicht als Lernhilfe un-
brauchbar war. Außerdem geht die Versorgung der Schulen sehr langsam
voran, was bereits die ersten Elternproteste bewirkte. „Projekt positiv, Um-
setzung gescheitert“, kommentierte dazu im Dezember 2009 José Dias
Coelho, der Präsident der Gesellschaft zur Entwicklung der Informations-
gesellschaft (APDSI) im Radiosender Radioclube Português. Der Ma-
galhães sei ein luxuriöses Spielzeug, das vom Staat subventioniert werde.
Portugal gibt laut Fernando Cortes Leal, Professor für öffentliche Ver-
waltung, mehr Geld für das Bildungswesen aus als der Durchschnitt der
OECD-Länder (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
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