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ren und Fingernägel mit dem Autoschlüssel. Er zieht lautstark den Schleim
hoch und spuckt genüsslich auf die Straße. Er hat den Mund voller Zahn-
lücken, fährt aber einen Mercedes. Der Tuga muss nicht oft duschen,
„denn er ist ja kein Schwein“. Er weiß zu allem und auf alles eine Antwort,
grillt Sardinen und Steaks in kurzen Hosen, trägt mit Vorliebe weiße Ten-
nissocken und braune Schuhe. Wenn er eine hübsche Frau sieht, lässt er
einen anzüglichen Spruch los und findet sich dabei großartig. Der Tuga
spricht mit vollem Mund und lässt diesen beim Essen immer offen, damit
er auch Luft bekommt. Er kommt mit Kind und Kegel, Hund und Kühlta-
sche an den Strand und breitet sich lautstark aus. Er schmiert sich Brillanti-
na in die Haare und sprüht Parfüm auf die Kleider. Wenn er telefoniert,
spricht er so laut, dass ringsum alle mithören können ...
Es gibt unzählige Sprüche über die Eigenarten des Tuga - und wenn
man einen trifft, wird man ihn mit Sicherheit sofort erkennen.
„O Manuel“
O Manuel oder auch nur Manuel ist das spöttisch-bissige brasilianische
Stereotyp des Portugiesen, der in den 1950er-Jahren nach Brasilien aus-
wanderte, um dort sein Glück zu suchen. Er hat schwarze Haare und einen
Schnurrbart, trägt mit Vorliebe weiße Rippenunterhemden, ist klein, kennt
die Dusche nur von außen und riecht meistens streng. Er ist Bäcker oder hat
einen Krämerladen und spricht für brasilianische Ohren einen fürchterli-
chen Dialekt. Vor allem ist er ein burro, ein ziemlicher Esel, und einfältig
wie die Nacht.
Dieses böse Klischee hat jahrzehntelang für Unmut und Streit zwischen
den beiden Nationen gesorgt. Die Brasilianer entwickelten eine enorme
Kreativität in immer neuen Anekdoten rund um Manuel. Vielleicht war es ei-
ne Art späte Rache der ehemaligen Kolonie gegenüber dem hochnäsigen
Mutterland, das inzwischen auf dem Weltmarkt keine Bedeutung mehr hat-
te. Heute ist dieses Stereotyp kaum mehr ein Thema und auch die Brasilia-
ner sehen die portugiesische Mentalität differenzierter. Die Portugiesen ih-
rerseits jedoch machen sich in Übersee mit dem verallgemeinernden Kli-
schee der „leichten“ brasilianischen Frauen unbeliebt.
Problemfall „Educação“ - das Bildungssystem
Die Diktatur hinterließ auch im portugiesischen Bildungswesen einen
Scherbenhaufen. Bis 1974 bestand nur eine vierjährige Schulpflicht. Am En-
de des Salazar-Regimes lag die Analphabetenrate in Portugal bei 40 Pro-
zent. Dies hat sich zwar geändert, dennoch können immer noch knapp 9
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