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in der ganzen Welt verstreut (Portugal selbst zählt 10 Millionen
Einwohner). Die größten portugiesischen Kommunen gibt es in den USA,
Brasilien, Frankreich, Luxemburg, Kanada, Venezuela, Südafrika, Großbri-
tannien, Macau und Hongkong. Deutschland steht mit derzeit ca.130.000
portugiesischen Emigranten an zehnter Stelle der Diasporaländer. Gerade
die im Ausland lebenden Portugiesen versuchen, ihre Identität mithilfe ih-
rer Traditionen und einer eigenen Gastronomie aufrecht zu erhalten, auch
wenn sich die meisten sprachlich schnell in die neue Heimat integrieren.
Das bekannteste Wesensmerkmal der Portugiesen sei „ihre Anpassungs-
fähigkeit an ein fremdes Milieu“, schreibt
Eduardo Lourenço
in seiner „My-
thologie der Saudade“
.
Damit gelänge es ihnen, ihre Fremdartigkeit zu
verbergen, sich also einerseits anzupassen und gleichzeitig in ihrer eige-
nen Welt weiterzuleben.
Patriotismus
Portugiesischer Patriotismus spiegelt sich wohl am ehesten im Sport und
hier vor allem im Fußball wider. Als der Brasilianer
Felipe Scolari
2003 Trai-
ner der portugiesischen Nationalmannschaft wurde, gab es zunächst hef-
tige Diskussionen, warum nicht ein Portugiese ausgewählt worden war.
Kurioserweise kam die für viele überraschende und dann rasch umgesetz-
te Aufforderung, die Mannschaft während der Europameisterschaft 2004
mit Fahnen und Bannern an Autos und Häusern zu unterstützen, ausge-
rechnet von dem Ausländer
Scolari.
Die Aussage „Ich bin stolz, ein Portugiese zu sein“ fällt im allgemeinen
Sprachgebrauch sehr oft. „Portugiese-Sein“ wird mit „Besonders-Sein“
gleichgesetzt. Vor allem, wenn es um erfolgreiche oder
berühmte Per-
sönlichkeiten
geht, die international Anerkennung erlangten. Der pole-
mische, aber erfolgreiche Fußballtrainer
José Mourinho
bezeichnete sich
selbst in einem Interview für die britische Presse (er war damals beim FC
Chelsea unter Vertrag) als
special one,
also als jemand Besonderes. Bei
den Engländern kam diese Selbstbeweihräucherung nicht besonders gut
an, die meisten Portugiesen hingegen bewunderten ihn für sein Selbstbe-
wusstsein.
Mourinho
ist ein Erfolgsmensch, und das ist es, was Portugal als
Bestätigung nach außen braucht. Es ist, als wolle man sagen: „Seht her, wir
sind doch noch wer.“ Als ob es darum ginge, ein tief verwurzeltes Min-
derwertigkeitsgefühl zu bekämpfen. Selbst die Ehefrau des amerikani-
schen Präsidentschaftskandidaten
John Kerry,
die Millionenerbin des
Heinz-Ketchup-Konzerns
Teresa Heinz,
musste als patriotisches Aushän-
geschild herhalten. Die Medien überschlugen sich mit Nachrichten über
ihre portugiesische Abstammung, als
Kerry
2004 gegen
George W. Bush