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All diese Sprüche sind an seiner Hauswand zu lesen und jedem der vor-
beikommt und der portugiesischen Sprache mächtig ist, wird Senhor Alei-
xo mit Freude seine Gedichte vortragen. Zwar ist er nur einer von vielen
Dichtern aus dem einfachen Volk, aber einer mit besonders viel poeti-
scher Leidenschaft.
Nationale Identität und Patriotismus
„As nações todas são mistérios, cada uma é todo mundo a sós“
„Alle Nationen sind Mysterien und jede Nation ist für sich selbst ein wei-
teres Mysterium“
(Fernando Pessoa, aus „Esoterische Gedichte/Mensagem/Botschaft/
Englische Gedichte“)
Portugal ist die älteste Nation Europas und doch wird es oft zum Unmut
der Bevölkerung zu einer Art spanischer Provinz degradiert. Viele Portu-
giesen empfinden Unbehagen darüber, dass Fremde ihre Sprache als spa-
nischen Akzent ansehen und damit die portugiesische Identität ignorie-
ren. Portugal ist als Nation fast 350 Jahre älter als Spanien und hält seine
Landesgrenzen unverändert seit 800 Jahren. Das Land kann weitgehend
als homogen bezeichnet werden. Die Mehrheit der Bevölkerung bekennt
sich zum römisch-katholischen Glauben, die einheitliche Landessprache
ist Portugiesisch, es gibt keine separatistischen Bewegungen und die na-
tionale Einheit ist stabil und stand nie in Frage.
Doch selbst als EU-Mitglied der ersten Stunde ist Portugal doch kaum in
der Wahrnehmung seiner Nachbarn präsent. Dabei ist der Präsident des
wichtigsten europäischen Organs Portugiese. José Manuel Durão Barroso
steht der Europäischen Kommission seit 2004 vor und wurde im September
2009 wiedergewählt. Sein Heimatland gilt oft als Synonym für eine Art ne-
bulöser Melancholie. Drei Generationen von Fußballstars - Eusébio, Figo
und Cristiano Ronaldo kickten sich in die Herzen von Fußballfans aus aller
Welt. Auch die Algarve mag den meisten ein Begriff sein, obwohl diese tou-
ristische Ferienregion längst kein typisch portugiesisches Leben repräsen-
tiert. Und doch scheint dieses 10-Millionen-Einwohner-Land im vereinten
Europa unterzugehen, fristet sein Dasein eher unbemerkt, dem Atlantik
zugewandt. Selbst der Wetterbericht trägt dazu bei. Abgesehen vom Azo-
renhoch, das uns in Mitteleuropa (manchmal) Sonne beschert, fehlt Lissa-
bon regelmäßig in den internationalen Wettermeldungen der europäischen
Hauptstädte. Meistens fehlt sogar die Landesgrenze auf der Wetterkarte der
TV-Meteorologen und die Iberische Halbinsel erscheint als ein Land.
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