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volle Weise. Es gibt aktuell drei verschiedene Formen. In Coimbra wird die
guitarra portuguêsa als Begleitung für die Serenaden der Studenten einge-
setzt. Sie ist größer, runder und einen Ton tiefer gestimmt als die Version
von Lissabon, die hauptsächlich für den klassisch getragenen Fado (den
sentidofado ) verwendet wird. In Porto und Braga gibt es eine dritte Form,
die zwischen den beiden Modellen liegt. Das Spiel der guitarra portuguê-
sa wird an Musikschulen und Konservatorien unterrichtet.
Meister auf dem Instrument sind António Portugal, António Pinho Brojo
und war vor allem der begnadete Carlos Paredes, der die bis dahin nur
als Begleitinstrument bekannte Gitarre mit Soloaufnahmen berühmt
machte. Der 1925 in Coimbra geborene Musiker und Komponist lernte
das Gitarrespielen von seinem Vater Artur Paredes, ebenfalls ein bekann-
ter Musiker war. Der junge Carlos begleitete Amália Rodrigues auf einigen
Tourneen und machte selbst Karriere. Unter Salazar wurde er inhaftiert,
weil ihm kommunistische Verbindungen nachgesagt wurden. Sein be-
rühmtestes Stück ist das wunderschöne „Verdes Anos“, das 1962 aufge-
nommen wurde. Der „Mann der tausend Finger“ musste die Musik wegen
eines Nervenleidens aufgeben, das ihm in den letzten elf Jahren seines Le-
bens das Gitarrenspiel unmöglich machte. Portugals Genie an der Gitarre
starb am 23. Juli 2004 an Nierenversagen in Lissabon.
Land der Poeten
Vom Mittelalter bis zur Neuzeit ziehen sich große Namen von Poeten und
Dichtern durch Portugals Geschichte. Ob Luís Vaz de Camões, Almeida
Garret, Fernando Pessoa, Eugénio de Andrade, Camillo Castelo Branco, Mi-
guel Torga, Vergílio Ferreira, Sophia de Mello Breyner Andresen, Augustina
Bessa Luis, Herberto Helder, Ary dos Santos, Manuel Alegre oder andere.
Die Liste der bereits verstorbenen und der zeitgenössischen Dichter, die
über die Landesgrenzen hinaus bekannt wurden, ist lang.
Doch könnte man fast sagen, in jedem Portugiesen stecke ein kleiner
Poet. Nicht selten trifft man in verschlafenen Dörfern auf alte Männer und
Frauen, die kaum lesen und schreiben können, aber blumige Verse dich-
ten, die sie mit Vergnügen vortragen oder vorsingen. Senhor Aleixo dos
Santos ist einer davon. O Poeta Destemido - „Der furchtlose Poet“ -
steht auf seinen selbst gedruckten Visitenkarten. Sein schmuckes Haus im
einstigen Fischerort Porto Covo an der Costa Alentejana hat er mit seinen
selbst verfassten Vierzeilern geschmückt. Auf weißen Steinplatten pran-
gen schwarz eingeritzte Sätze mit Lebensweisheiten zu Politik, Wut, Freu-
de, Liebe und weiteren Gedanken des streitbaren Herrn. Senhor Aleixo
nutzt seine eigenen vier Wände auch als eine Art schwarzes Brett zum
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