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folges litt die Sängerin an Depressionen und psychischen Problemen,
trank, rauchte und nahm Beruhigungstabletten. Oft wurde ihr vorgewor-
fen, keine eindeutige politische Stellung gegenüber Salazar einzunehmen,
was ihr besonders im Ausland angekreidet wurde. Oulman nahm sie vor
diesen Anschuldigungen immer in Schutz. Ihr musikalischer Verdienst für
Portugal hingegen steht außer Frage. Sie war die musikalische Botschaf-
terin des kleinen Landes. Ihre Ausdruckskraft war so stark, dass selbst je-
ne, die den Text nicht verstanden, von der Stimme angerührt waren. Der
letzte große Auftritt Amálias fand auf der Weltausstellung Expo 1998 in
Lissabon statt.
Sie starb am 6. Oktober 1999 in ihrem Haus in Lissabon. Der damalige
Premierminister António Guterres legte ihr zu Ehren eine dreitägige Staats-
trauer fest. Ganz Portugal weinte. Ihre sterblichen Überreste wurden zu-
nächst auf dem Cemitéro dos Prazeres beigesetzt, im Jahr 2001 aber ins
Pantheon von Lissabon überführt. Eine Ehre, die ihr als erster und bisher
einziger Frau zuteil wurde. 2008 kam der Film „Amália“ über das Leben
der fadista in die portugiesischen Kinos. Seit Neuestem gibt es gar einen
ihr gewidmeten Radiosender, Radio Amália, der ausschließlich Fado spielt.
„Guitarra portuguêsa“ - die Gitarre, die weinen kann
Zum Fado gehören nicht nur die Stimmen der fadistas. Die guitarra por-
tuguêsa legt die Basis für den sehnsüchtigen Klang der Lieder.
Wenn sie erklingt, fühlt man Schauer über den Rücken laufen und man
bekommt unweigerlich eine Gänsehaut. Die guitarra portuguêsa lässt nie-
manden kalt. Ihre Akustik ist einzigartig und charakteristisch ihr sentimen-
taler, metallisch vibrierender Klang. Sie hat Ähnlichkeit mit der Mandoline,
ist jedoch ein Erzeugnis portugiesischer Kultur und spiegelt wie kein an-
deres Instrument Portugals Seele wieder.
Es gibt Versionen mit acht, zehn oder zwölf Saiten, die jeweils paarweise
angeordnet in Oktaven oder unisono gestimmt sind und die beim richti-
gen Einsatz des vibrato das unverwechselbare schluchzende Singen her-
vorbringen. Ihr bauchiger sonorer Klangkörper unterscheidet sie von der
klassischen Gitarre oder der spanischen viola. Die ersten Modelle der gui-
tarra portuguêsa entstanden im 19.Jh. und waren noch recht einfach ge-
staltet. Die Ursprünge gehen bis ins Mittelalter zurück. Iberische Trouba-
doure und Bänkelsänger spielten die cítola als Begleitinstrument. Im
Europa der Renaissance war die cistra (französisch), cither (englisch) oder
Zither (deutsch) das weitverbreitetste Instrument. In Portugal wurde aus
der cítara im 18.Jh. die guitarra.
Für den Fado ist sie unerlässlich, gibt die Melodie des Gesangs vor und
begleitet die fadista gemeinsam mit einer Akkustikgitarre auf stimmungs-
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