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klagen in traurigen Liedern zum Ausdruck gebracht und die Seefahrer sol-
len die Texte und Melodien dann mit ihren Erlebnissen vermischt und wei-
terentwickelt haben. Wieder andere bringen den Fado mit dem Minnege-
sang des Mittelalters in Verbindung. Schließlich wurden auch hier Liebe,
Leid und Heldentum thematisiert. Wer auch immer Recht behält, ihren
Anfang nahm die Geschichte der schicksalsschwangeren Weisen in Moll
in den Spelunken der Hafenviertel. Dort wurde sie von marinheiros („See-
männern“), Gaunern und Prostituierten als Musik des einfachen Volks ge-
sungen.
Auf dem Festland haben sich zwei Stile herausgebildet. Der Fado der
Universitätsstadt Coimbra ist politisch geprägt und wird von Studenten
vorgetragen, die in kritischen Liedern Missstände anprangern. Er ist sehr
emotional und wird traditionsgemäß von Männern interpretiert. In Lissa-
bon treten meistens Frauen als fadistas auf, begleitet von zwei Männern,
die mit der zwölfsaitigen metallisch klingenden Guitarra portuguesa und
einer tieferen Akkustikgitarre den Rhythmus vorgeben. Die Künstlerinnen
sind traditionell in Schwarz gekleidet und tragen eine Stola in Erinnerung
an die erste berühmte fadista Maria Severa Onofriana (1820-1846), die als
A Severa („Die Intensive“) in die portugiesische Musikgeschichte einging.
Julio Dantes widmete ihr einen Roman, der 1931 als erster portugiesischer
Tonfilm mit dem Titel „A Severa“ in die Kinos kam. Eine richtige fadista
singt nicht einfach ihr Repertoire herunter. Sie lebt und verkörpert die Lie-
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