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Schwermut gleich in verschiedenen eigens erschaffenen Charakteren Aus-
druck verlieh.
Aber was bedeutet eigentlich dieser vage Begriff, für den es noch nicht
einmal eine wörtliche Übersetzung gibt? Ist es Wehmut, Sehnsucht, Nos-
talgie, Schwermut, Weltschmerz, Fernweh oder Heimweh? Eigentlich um-
fasst die saudade alles zusammen. Es ist ein trauriger Gemütszustand,
dessen Grund der Betroffene selbst nicht definieren kann. Viele mei-
nen, die saudade hänge mit dem Sebastianismus zusammen, dem ewigen
Hoffen auf bessere Zeiten und der Trauer über das Vergangene. (Siehe
auch den Exkurs „Dom Sebastião - die verloren gegangene Zukunft“.) Ih-
ren Ausdruck findet sie im melancholischen Fado, der Musik der Nation.
Liebe, Schmerz und Tragik werden in bittersüßen Versen zu weinender Gi-
tarre besungen. Was auf ausländische Besucher oft depressiv wirkt, ist für
die Portugiesen ein Normalzustand. Fröhlichkeit und natürliche Ausgelas-
senheit sind nicht unbedingt ein Markenzeichen des Landes. Im Gegen-
teil, man ist stolz auf diese typisch portugiesische Seele mit Tiefgang. Es
gibt auch kritische Stimmen, die in der saudade die Quelle allen Übels des
Landes sehen. Der portugiesische Essayist und Literaturwissenschaftler
Edurardo Lourenço, der in den 1950er-Jahren auch in Hamburg und Hei-
delberg als Universitätsdozent lehrte, widmete ihr ein ganzes Buch. In
„Mythologie der Saudade“ spricht er den Portugiesen einen Mangel an
Realismus zu. (Vielleicht erklärt dies, warum die Portugiesen lieber von
vergangenem Ruhm träumen, als sich der Wirklichkeit auszusetzen.) Die
saudade sei eine „Schwermut ohne wahre Tragik“, sagt er. Und: „Die Por-
tugiesen sehen in der saudade das, was ihr Geheimniss ausmacht, die
Grundlage ihres Existenzgefühls; so ist ein Mythos aus ihr geworden.“
Fado - portugiesischer Blues
Das Wort Fado stammt vom lateinischen fatum („Schicksal“) ab. Es gibt
verschiedene Theorien zu den Ursprüngen dieses einzigartigen in Portu-
gal heimischen Musikstils . Der Fado ist die vertonte Seele Portugals. Er
erzählt von Licht und Schatten, Freude und Nostalgie, der Lust am Leid
und am Leben. Die einen meinen, der schwermütige Gesang wäre mit
den Mauren und deren religiösen Gebetsmelodien nach Portugal gekom-
men. Andere vertreten die These, brasilianische Sklaven hätten ihr Weh-
Fado für Touristen im Restaurante Dona Barca in Portimão
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