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zen, die selbst an Heiligabend bis 21 Uhr geöffnet haben. Da werden
noch auf die Schnelle die letzten Geschenke besorgt. Denn die Besche-
rung ist natürlich auch in Portugal Tradition. In manchen Gegenden ist es
üblich, nicht nur der Familie, sondern auch Bekannten eine Kleinigkeit zu
schenken. Beim Stammfriseur, der Marktfrau oder dem hilfsbereiten
Apotheker bedankt man sich so für die Freundlichkeit während des letzten
Jahres. Im Durchschnitt gibt ein Portugiese 300 Euro für Weihnachtsge-
schenke aus. Zu Weihnachten 2009 investierten die Portugiesen trotz all-
gemeiner Finanzkrise gar etwa 420 Euro in Presentes de Natal. Die priva-
ten Kleinkredite stiegen gleichzeitig zum Jahresende an.
Das Aufstellen eines Weihnachtsbaums ist keine portugiesische Traditi-
on, hat sich aber über die Jahre hinweg eingebürgert. Dieser Brauch
kommt aus den nordischen Ländern. Figuren wie das Christkind oder
Knecht Ruprecht kennt man in Portugal nicht. Den Weihnachtsmann, der
hier „Vater Weihnacht“ (Pai Natal) heißt, erwarten dagegen auch die por-
tugiesischen Kinder sehnsüchtig. Und auch hier ist er dickbäuchig, lang-
bärtig und kommt in seiner Rentierkutsche. Die Radios spielen den gan-
zen Tag die immer gleichen englischsprachigen Weihnachtsklassiker;
überall blinken und leuchten bunte Lampen in den Straßen und Jingle Bells
schallt aus Lautsprechern auch der winzigsten Dörfer. Wohltätigkeitsorga-
nisationen veranstalten in den Städten Weihnachtsessen für Obdachlose
und Bedürftige. In den Supermärkten erhält der Kunde Plastiktüten, um
diese am Ausgang gefüllt mit Grundnahrungsmitteln für notleidende Fa-
milien zu spenden, was viele Einkäufer auch tun. Am 25. Dezember
kommt die Großfamilie zusammen und es beginnt das eigentliche Fest-
essen mit allerlei Fleischsorten, Gemüse, Frittiertem und Süßem. Meistens
bleibt soviel übrig, dass man einen guten Grund hat, sich nochmals zum
Resteverzehren zu treffen. Roupa Velha („Alte Klamotten“) nennen die
Portugiesen diesen Brauch. Der 26. Dezember ist kein offizieller Feiertag
und der ganze Spuk ist ganz plötzlich vorbei. Dann beginnt das große
Umtauschen der Geschenke und die Shoppingcenter sind wieder voll.
Zwischenzeitlich beginnen schon die Vorbereitungen für das nächste
Fest, das auch im katholischen Portugal große Tradition hat. Passagem do
Ano und Ano Novo: Der Silvesterabend (auch Dia de São Silvestre ge-
nannt) und das Neue Jahr werden im ganzen Land mit Marathonläufen,
Bällen, Open-Air-Konzerten und dem obligatorischen Mitternachtsfeuer-
werk gefeiert. Zum Neujahrstoast gibt es Sekt und Rosinen (passas), die
Glück für das Neue Jahr bringen sollen. Man isst 12 Rosinen, für jeden
Monat eine. Besonders in den Touristenregionen gibt es zahlreiche Ange-
bote zum Jahreswechsel. Bekannt ist das Neujahrsfeuerwerk von Madei-
ra, wenn im Hafen von Funchal Kreuzfahrtschiffe und Hotels in den Feu-
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