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Spaziergang in das „Außen“ antreten. In einigen Regionen werden bei Ab-
lauf der Frist 40 Steine in das Bad geworfen, eine wohl symbolische Geste
der wieder gewonnenen „Reinheit“.
Paare, die auch nach längerer Zeit noch kinderlos sind und sich nichts
sehnlicher als Nachwuchs wünschen, suchen dagegen in einigen Regio-
nen (z. B. an dem kleinen karischen Pyramidengrab von Turgutköy auf der
Bozburun-Halbinsel) bei einem anderen uralten Brauch Hilfe. Sie hängen
an diesem legendenumrankten Ort Stoffreste der eigenen Kleidung an Bü-
sche oder Bäume, um dann durch die Zugabe einer mitgebrachten Was-
serspende den befruchtenden mythischen Zuspruch zu finden.
Ein vergleichbar schamanistisch anmutendes Anrufungsverfahren für
Sorgen und Wünsche aller Art besteht darin, mit Wünschen beschriebe-
ne Zettelchen an Bäumen zu befestigen, die an berühmten oder heiligen
Plätzen stehen.
Verbreitet war früher auch das Tragen des muska, ein in Leder- oder
auch Silberbehältern getragenes Amulett, das aus kunstvoll gefalteten und
vorher mit Gebetszeilen beschriebenen Papierzeilen bestand. Helfen soll-
te es unter anderem gegen den weithin gefürchteten „Bösen Blick“ (na-
zar), mit dem „besessene“ Personen ihren diabolischen Einfluss auf die
Umwelt ausübten. Angezogen wird dieser „Böse Blick“ vor allem von rei-
nen oder aber besonders wertvollen Sachen, die eben deshalb den Neid
des Übelwollenden erwecke n; so galten Kinder, junge oder schwangere
Frauen, aber auch der stolze Viehbestand des eigenen Hauses als bevor-
zugte „Ziele“ des „Bösen Blickes“. Mit diesem soll dann der beneidete
Wert der anderen durch z. B. Krankheit oder Unglück zerstört werden.
Dabei müssen sich die Träger ihres unheilvollen Einflusses noch nicht ein-
mal bewusst sein.
Auch die überall in der Türkei zu sehenden weiß-blauen Glasperlen
(mavis boncuk) dienen nichts anderem als dem Abwenden dieses Unheils
(Blau ist im Islam die Schutzfarbe, die das Unglück abwehrt). Das mittler-
weile als Souvenir auch unter Touristen berühmte weiß-blaue „Auge Al-
lahs“ erfüllt seine Unglück abwendende Funktion heute überall - als An-
stecknadel am Kleid oder Hemd, vom Auto über das klimatisierte Restau-
rant, ja bis zu ganzen Straßen, in deren Asphalt es im Abstand von einigen
Metern eingelassen ist.
Sollte all das aber noch nicht genug sein, und befindet sich jemand in
akuter Gefahr, verhext oder verzaubert zu werden, so kann er sich durch
das 41-malige Sprechen von „Ma¥allah“ („Gott schütze mich/uns“) retten.
Bei soviel fremdem und schwer verständlichem Aberglauben erfreut die
Begegnung mit Bekanntem: Wem eine schwarze Katze über den Weg
läuft, dem droht auch in der Türkei Übles, wer aber ein vierblättriges
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