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tern, die Cousinen die Tanten, die jüngeren Nachbarn die älteren usw;
man kann sich leicht vorstellen, dass dabei regelrechte „Großfamilienfes-
te“ entstehen können.
Die Begrüßung hat dabei durchaus formellen Charakter, wobei das an-
sonsten so häufige Austauschen von „Ho¥ geldiniz“ bzw. „Ho¥ bulduk“
(siehe Kapitel „Gastfreundschaft“) hier keine Anwendung findet. Vielmehr
wird der Besucher seinen Gastgeber mit Bayram£n£z kutlu olsun („Frohes
Fest“ oder wörtli ch: „Ihre Festtage mögen glücklich sein“) begrüßen, der
Gastgeber seinem Gast mit „Sizin de“ („Ihre auch“) antworten. Oft wird
auch der Begrüßungskuss angewandt, und in der Regel küssen die Kinder
den Älteren die Hände, worauf sie von diesen beschenkt werden. Dem
Gast wird nicht selten auch kolonya (Kölnisch Wasser) gereicht, eine Ges-
te der Reinigung und Erfrischung, die der Reisende auch in traditionellen
Restaurants (nach dem Essen wird dem Gast kolonya in die Hand geträu-
felt) und während der Busfahrt erfährt.
Opferfest
Das viertägige kurban bayram£ hat einen zentralen symbolischen Stel-
lenwert für den Gläubigen, bezieht es sich doch als „Opferfest“ auf das
auch Christen bekannte biblische Ereignis der Opferung Isaaks durch
Abraham (Ibrahim). Der gottesfürchtige Vater ergibt sich dem Willen
Gottes (wir erinnern uns: islam = Hingabe an Gott) und ist bereit, seinen
Sohn Isaak zu schlachten. In letzter Minute wird der so schrecklich ge-
prüfte Ibrahim durch Gott von dieser T at entbunden, und ein hernieder-
schwebender Widder nimmt - anstelle des Sohns - die Opferrolle ein.
Der bedingungslose Glaube Abrahams, seine Bereitschaft, Gott in allem
zu folgen und ihm zu vertrauen, erhebt ihn auch im Islam zum vorbildhaf-
ten Gläubigen ( müslim = „derjenige, der sich Gott hingibt“).
In Erinnerung an dieses Ereignis und in Dokumentierung ihrer Gottes-
hingabe opfern die Familien anlässlich des kurban bayram£ ein Tier -
ein Schaf (koyun), ein Kalb (buza¤£) oder auch eine Ziege (keçi). Dem Tier
wird gemäß den rituellen Opfervorschriften die Halsschlagader geöffnet,
sodass es völlig ausblutet ( kurban kesmek = Schächtung). Ein Drittel des
Fleisches behält die Familie, ein Drittel wird an Verwandte und Bekannte
verschenkt, das letzte Drittel geht als Armenspende an Bedürftige ( zekât,
eine der fünf Grundpflichten im Islam).
Auch dieses Fest zeichnet sich durch Verwandtenbesuche aus, auch
hier werden Glückwunsch karten verschickt, auch hier werden Krisen und
Streitigkeiten begraben sowie Geschenke ausgetauscht, und das Be-
grüßungsprocedere ähnelt durchaus dem des Zuckerfestes. Das zu ver-
teilende Fleisch wird Nachbarn und Bekannten oft durch Kinder über-
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