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als mich mein Vater nach einem Jahr wieder für kurze Zeit in mein anato-
lisches Dorf zurückholte, und ich habe gejubelt, als ich nach drei Monaten
wieder nach Marmaris zurückkam. Jetzt bin ich 29, und in den letzten 13
Jahren habe ich hier nicht eine einzige wirklich tiefe menschliche Bezie-
hung erfahren. Hinter all diesem Glanz und Glamour geht es nur um Geld
und schnelles Vergnügen. Sehr spät erst habe ich erkannt, dass diese so
reiche Welt arm und die arme Welt meines Dorfes reich ist. Meine Seele
hat hier Schaden genommen, und jetzt würde ich lieber heute als morgen
diesen Ort verlassen, der für mich leer und abstoßend geworden ist.“
Mehmet hatübrigensinseinemDorfgeheiratetundträumtdavon,seinen
JobalsTeppichverkäuferaufgebenzukönnen,umalsElektrikerzuarbeiten.
Und er träumt in der romantischen VerklärungseinerLäuterungdavon, die
gottlose Moderne aus seinem Dorf und seinem Lebenskreis heraushalten
zu können. Eine Ausnahme, gewiss, denn einem rückkehrenden Mehmet
steheninMarmarisundalldenanderenOrtenderschönenWesttürkeitau-
sendNeuankömmlingegegenüber,dieweinenwürden,wennsiederschö-
nen neuen Welt den Rücken kehren und in ihr Dorf zurück müssten.
Aber auch sie treten ihre Reise in den Westen mit der besmele an, jener
zungenbrecherischen Allheilsbeschwörung „Bismillahirrahmanirrahim“,
mit der die Gläubigen vom Aufstehen bis zum Einschlafen alle Handlun-
gen beginnen und die an der Windschutzscheibe jedes Autos und Busses
die tägliche, wohlgelungene Ankunft erbittet: „Im Namen Allahs des All-
mächtigen, des Allerbarmers“. Auch bei der Reise ins westliche Konsum-
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