Travel Reference
In-Depth Information
Er begann seine Missionstätigkeit in Mekka, wo von alters her ein Hei-
ligtum der arabischen Gottheiten stand, gegen die Mohammed jetzt seine
monotheistischen Angriffe richtete. Die um ihren Status als alte Pilgerstadt
fürchtenden Mekkaner reagierten erbost und trachteten dem Propheten
nach dem Leben, sodass dieser im Jahre 622 nach Medina floh. Dieser
Auszug (Hedschra) stellt den Beginn der islamischen Zeitrechnung dar.
Mohammed, der den Kampf von Medina aus fortsetzte, kehrte erst 627
nach Mekka zurück, nachdem er den um ihre Pilgerpfründe besorgten
Mekkanern zugesichert hatte, das Heiligtum der Stadt, die Kaaba, zum
Mittelpunkt des neuen Glaubens zu machen (ursprünglich wollte Moham-
med Jerusalem zum Zentrum des Islam erheben). Die alten Gottheiten
mussten nun aus dem würfelförmigen Heiligtum mit seinem schwarzen
Meteoritstein weichen, aber die Mekkaner waren zufrieden, blieben sie
doch als religiöses Zentrum des neuen Glaubens von wirtschaftlichen Ein-
bußen verschont. Denn jeder Gläubige sollte in Zukunft mindestens ein-
mal im Leben seine Pilgerfahrt (türk.: hac ) nach Mekka machen, um dort
siebenmal das von Abraham gebaute Heiligtum der Kaaba zu umrunden.
Außerdem gab die Kaaba fortan als religiöser Magnet auch die Gebets-
richtung (kibla) für alle muslimischen Gläubigen an. Der mihrab (Gebetsni-
sche) aller islamischen Moscheen weltweit muss - gleich einer religiösen
Kompassnadel - in Himmelsrichtung Mekka ausgerichtet sein, und rund
eine Milliarde Gläubige in 184 Ländern (nach den Christen die größte reli-
göse Gemeinschaft der Welt) beugen beim Gebet ihr Haupt in Richtung
jener Stadt, die noch heute für Nicht-Muslime verboten ist.
Nach Mohammeds Tod übernahmen seine Nachfolger, die Kalifen, die
Leitung der islamischen Gemeinde (arab.: umma ), die von dem Propheten
selbst in der Exilgemeinde von Medina beispielhaft aufgebaut worden
war. Die Umma stellt die Gemeinschaft der Gläubigen dar, die ungeachtet
aller ethnischen Unterschiede durch die Hingabe an Gott (= islam) defi-
niert ist (neben der islamischen gibt es auch eine christliche und jüdische
Umma) . Stärker als das entpolitisierte westliche Christentum beinhaltet die
Umma einen politisch-religiösen Doppelcharakter, d. h. sie beansprucht
auch, der alleinige Wertmaßstab für das politisch-gesellschaftliche Leben
zu sein, sodass - und dies weicht gänzlich vom modernen westlichen Ver-
ständnis der Religion als Privatsache ab - der Islam niemals nur als ein in-
dividuelles Gottesverhältnis verstanden sein will.
Die Gläubigen der islamischen Umma bezeichnen sich als Muslime
(„die sich Gott Hingebenden“), niemals aber, wie fälschlicherweise im
Westen oft tituliert, als Mohammedaner. Denn der Prophet, der sich selbst
als Vollender der von Abraham, Moses und Christus vorbereiteten Got-
tesverkündung verstand, gilt lediglich als Sprachrohr des einen Gottes (Al-
Search WWH ::




Custom Search