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kemalistischer Hand liegenden Hochschulen reagierten zum großen Teil
damit,dasssieihreToreeinfachnichtöffneten.UnterFührungdergrößten
imParlamentvertretenenOppositionspartei,derkemalistschenCHP,wur-
de beim Verfassungsgericht Klage gegen die Verfassungsänderung einge-
reicht: Das Gericht hob im Juni 2008 die Veränderung wieder auf, da sie
der säkularen Ausrichtung des Staates widerspreche. Schon vorher hat-
te der Oberstaatsanwalt Yalçınkaya mit der gleichen Begründung den An-
tragaufeinVerbotderAKPbeimhöchstenGerichteingereicht.Abereine
demokratischgewählteRegierungsparteizuverbietenunddasLandsomit
in eine unabsehbare Krise zu stürzen, schien den Richtern denn doch zu
gewagt: Der Antrag wurde - wenn auch knapp und mit rügendem Zeige-
finger gegen die Regierungspartei - im Juli 2008 zurückgewiesen.
Auch der im Jahr 2008 eröffnete Prozess gegen die Geheimorganisa-
tion Ergenekon ist in diesem Zusammenhang zu sehen: ihre Mitglieder -
nationalistische Vertreter, darunter auch pensionierte Generäle - sollen
dieErmordungvon Erdo¤an wieauchdemNobelpreisträger Orhan Pamuk
geplant haben, um die Regierung zu destabilisieren.
Es gibt also reichlich Zündstoff am Bosporus, denn es geht bei all dem
umnichtswenigeralsumdiepolitischewieauchkulturelleHegemonieim
Lande. Man darf gespannt sein, wie der Machtkampf zwischen neuer isla-
mischer und alter kemalistischer Elite weitergeht, nachdem letztere durch-
aus einige demokratische Ohrfeigen akzeptieren musste.
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