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tei die absolute Mehrheit (der1998verbotenenRPwardieislamischeFP
- Fazilet Partisi = Tugendpartei - gefolgt, die dann ebenfalls im Juni 2001
verboten worden war). Ministerpräsident wurde der populäre frühere Is-
tanbuler Bürgermeister Recep Tayyip Erdo¤an, der noch 1998 wegen an-
geblicher Volksverhetzung von den laizistischen Gerichten zu einer zehn-
monatigenGefängnisstrafeverurteiltwordenwar.AlsRegierungschefver-
mied Erdo¤an, der seine Partei selbst als gemäßigte konservative Kraft
umschreibt,jeglichesislamischeEifertum,umdemallmächtigenkemalisti-
schem Generalstab keinen Vorwand zum Eingreifen zu geben.
Auch unter Erdo¤an scheint die Türkei unaufhaltsam nach Westen zu
streben. Im Irakkrieg 2003 stand die Regierung - nicht zuletzt aus öko-
nomischen Zwängen - weitgehend loyal an der Seite der westlichen „Ko-
alition der Willigen“, auch wenn das türkische Parlament eine Stationie-
rung amerikanischer Truppen blockierte und in der Bevölkerung kaum
Sympathien für den amerikanischen Angriff zu finden waren. Diese kriti-
sche Bündnistreue verhinderte nicht, dass die säkulare Türkei von Islamis-
ten als Verräter betrachtet wurde und wird: Im November2003 wurden in
IstanbuldasbritischeKonsulat,einebritischeBanksowiezweiSynagogen
von islamistischen Terroranschlägen getroffen, die insgesamt über 50
Tote und 800 Verletzte forderten.
FürdietürkischeRegierungstandvorallemdieLösung finanzieller Pro-
bleme auf dem Spiel. Die Finanzkrise im Februar 2001 führte zur
Schließung mehrerer Banken und dem Verlust von ca. 50 Mrd. Euro beim
Nationaleinkommen;zudemfielenübereineMillionArbeitsplätzederRe-
zession zum Opfer. Der damaligen Regierung Ecevit wurde daraufhin ein
Kredit des IWF (Internationaler Währungsfonds) von 16 Mrd. $ gewährt.
Mit einer aufgelaufenen Schuldenlast von 31 Mrd. $ war die Türkei nun
d er größte Schuldner des IWF, dessen rigorose Auflagen von der neuen
Regierung Erdo¤an zunächst nicht umgesetzt wurden, um die Arbeitslo-
sigkeit nicht noch weiter steigen zu lassen. Mit einer Gesamtschuldenlast
von über 200 Mrd. $ stand das Land am Rande des Bankrotts und unter
dem Diktat seiner westlichen Geldgeber.
Umso glänzender stechen die wirtschaftlichen Erfolge der Regierung
Erdo¤an in den letzten Jahren hervor: Mit einem jährlichen Zuwachs von
rund 7,5% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) hat es die Türkei in vier Jahren
geschafft, den 17. Platz unter den Wirtschaftsnationen zu erobern. Vor al-
lem im Export, der 2006 auf rund 85 Mrd. Dollar gewachsen war und sich
damit seit 2002 fast verdreifacht hatte, feiert die türkische Industrie inso-
fern bemerkenswerte Erfolge, als das klassische Agrar- und Textilland sich
kontinuierlichzueinem Industriegüter-Lieferanten mausert.Europäische
Automobilhersteller und deren Zuliefererfirmen produzieren längst in der
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