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militärische, aber in der Tiefenwirkung weitaus schmerzhaftere Umwäl-
zunginhistorischlängererPerspektivealsSiegderVernunftoderalskultu-
relle Demütigung und höchste Niederlage gewertet werden muss.
So hatten die Türken zwischen Edirne und Van eine groteske geschicht-
liche Lehrstunde zu verarbeiten: Der große Atatürk hatte Europa mi-
litärisch besiegt - um sich ihm dann kulturell zu unterwerfen ...
Asien oder Europa - Quo vadis, Türkei?
Für eine erfolgreiche Umorientierung müßte sich die Türkei jedoch auf
ihre Geschichte besinnen und sich an den Osmanen ein Beispiel nehmen.
Toleranz kann von unschätzbarem Vorteil sein.
(Tim Kelsey)
Als die neu entstandene Nation am 10.11.1938 den Tod ihres Gründungs-
vaters beklagte, galt es für die Kemalisten, sein Erbe zu wahren. Der
langjährige Weggenosse und Premier Ismet Inönü (1884-1973) wurde
neuer Staatspräsident. Während des Zweiten Weltkriegs (1939-1945)
konnteerlangedieNeutralitätderTürkeibehaupten;erstimFebruar1945
schlosssichdasLanddengegenNazi-DeutschlandkämpfendenAlliierten
an.DieEntscheidungfürdieWestmächteberuhtevorallemaufdenwach-
sendenSpannungenzurSowjetunion,dieGebietsansprücheandieTürkei
stellte. Folglich wurde die USA nun zu einem wichtigen Bündnispartner,
der ab 1946 regelmäßig Kredite zum Aufbau der türkischen Rüstung und
Wirtschaft bereitstellte.
Die Allianz mit dem Westen und die Unterzeichnung der UNO-Grün-
dungsurkunde(Februar1945)bewegtenInönü,den demokratischen Pro-
zess voranzutreiben, um auch weiter auf die Unterstützung der USA
zählen zu können. So wurde die Ein-Parteien-Herrschaft der Republikani-
schen Volkspartei (CHP, s.o.) ab 1946 durch Gründung der Demokrati-
schenPartei(DP- Demokrat Partisi )ineindemokratischesMehrparteien-
system überführt. Bei den ersten freien Wahlen (12.7.1946) behielt die
CHP zwar die große Mehrheit , aber der Achtungserfolg der DP (62 Sitze
-7SitzefielenunabhängigenAbgeordnetenzu)machtederstaatstragen-
den kemalistischen Bürokratie klar, dass es im Lande Unzufriedene gab,
vor allem in den Reihen der religiösen Traditionalisten und der auf Wirt-
schaftsliberalisierung drängenden Großgrundbesitzer.
Auf dem Land ist die Infrastruktur noch immer rückständig
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