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siensfielennatürlichnichtdarunter,siehe„KulturellePfeilerdertürkischen
Gesellschaft gestern und heute“, „Der Islam“).
Für seinen Lieblingssohn Süleyman (1520-1566) hatte der Vater alle
männlichenKonkurrenten(einschließlichderandereneigenenSöhne)hin-
richten lassen. Unter diesem neuen Sultan, der in der türkischen Ge-
schichtsschreibungdenBeinamen Kanun£ -derGesetzgeber-erlangthat,
bei den Europäern aber allgemein als „der Prächtige“ bekannt ist, erreich-
te das Reich seinen Höhepunkt. In der Schlacht bei Mohacs (29.8.1526)
besiegteerdasungarischeHeer;dreiJahrespäterstandervorWien(Sep-
tember 1529), und nur die Tatsache, dass die Osmanen aufgrund von
Transportproblemen ihr schwerstes Kriegsgerät zu Hause gelassen hatten
und das herbstliche Wetter große Operationen unmöglich machte, ließ
den Sultan unverrichteter Dinge abziehen. Dafür gewann Süleyman sei-
nemHerrschaftsgebietganzNordafrika(mitAusnahmevonMarokko)hin-
zu, der Irak und Jemen wurden ebenfalls erobert, sodass der Sultan sogar
Schiffsexpeditionen nach Indien aussenden konnte, um dort den portu-
giesischen Handel zu stören (1558).
Unter seinem algerischen Großadmiral (Kapudan Pascha) Chaireddin
Barbarossa beherrschte die osmanische Flotte das Mittelmeer; bei seinen
Raubzügenentlangderitalienischen,spanischenundselbstfranzösischen
Küsten wurden Tausende von Gefangenen in die Sklaverei gebracht.
Süleymans Gegner waren nun nicht mehr nur Venedig, Genua, Polen
oder andere mehr oder weniger „zweitrangige“ Mächte; sein Hauptgeg-
ner war der deutsche Kaiser Karl V., der mächtigste Herrscher des christli-
chen Abendlandes. Ihm oblag nun der Schutz Europas vor den türki-
schen Heeren, und er hatte alle Hände voll zu tun, diesem Ziel halbwegs
erfolgreich nachzukommen. Das Osmanische Reich, das zu Zeiten Süley-
mans die wohl stärkste Militärmacht der damaligen Welt war, hatte sich
zurGroßmachtentwickelt;inWien,MadridundParissaßder„Großtürke“
bei allen machtpolitischen Berechnungen gleichsam mit am Tisch.
Der Sultan selbst, „dem die Kraft der ganzen Welt und die Macht des
Himmels eignet“ 3) , soll am Ende seiner langen Regierungszeit die erfolg-
lose Belagerung Wiens als seine größte „Schmach“ 4) gewertet haben.
Und in der Tat, wer heute durch die Fleischmarktgasse in der Altstadt von
Wienschlendert,umimaltenGasthof„Griechenbeisl“seinWienerSchnit-
zel zu verzehren, kann sich angesichts der dort ausgestellten drei Kano-
nenkugeln von 1529 die interessante Frage stellen, was wohl aus Habs-
burgunddemAbendlandgewordenwäre,wenn,jawenndieTürkenbeim
Sturmangriff am 10.10.1529 die Mauern erstiegen hätten. Vielleicht hätte
Kaiser Franz Joseph dann niemals einen Walzer getanzt und Romy Schnei-
der - und uns - wären die Sissi-Filme erspart geblieben ...
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