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tun: erst einen Schritt in die Fahrbahn, dann zwei, dann drei ..., um dann,
eine Lücke erspähend (oder erzwingend!), das andere rettende Ufer zu er-
reichen. Es ist ein Mittelding zwischen notwendiger Achtung und unent-
behrlicher Dreistigkeit, das man hier benötigt; von sich aus wird kein Auto-
fahrer Ihnen den Vortritt lassen. Versuchen Sie immer, Blickkontakt mit
den Fahrern aufzunehmen und lernen Sie, durch vorsichtiges „Vortasten“
deren Reaktion einzuschätzen. Kein türkischer Autofahrer wird es darauf
anlegen, Sie zu verletzen, und muss er einmal halten, so wird er es ohne
Ungeduld oder Fluchen tun. Sind Sie sich allein unsicher, schließen Sie
sich einer Gruppe Türken an, die das Procedere oft genug geübt haben
(möglichst mit Frauen oder Kindern, denn junge Männer haben manch-
mal eine geradezu selbstmörderische Art, über die Straße zu sprinten, und
sie werden vom Autofahrer, der das natürlich weiß, auch viel „forscher“
angegangen). Und ob Sie es nach dem nun Gesagten glauben oder nicht:
Der türkische Autofahrer ist sogar rücksichtsvoller, wenigstens aber weni-
ger „miesepetrig“ und rechthaberisch als sein auf das Regelrecht pochen-
der mitteleuropäischer Kollege.
Ein Wort zum Hupen: Die Ankündigung „Jetzt komme ich!“ beweist,
dass der Fahrer sich nicht auf die stillen Regeln, sondern das individuelle
akustische Signal verlässt: beim Überholen, beim Spurwechseln, vor un-
einsichtigen Kurven (!), beim Losfahren, kurz: wann immer es ihm ange-
bracht erscheint. Bei dem geringen Verkehr auf dem Land erfüllt das ja
auch seine Funktion - in der Stadt aber kann da schon mal ein Hupkon-
zert entstehen, aus dem keiner mehr ein Signal heraushören kann.
Je mehr man sich den westlichen Regionen und städtischen Zentren
nähert, umso „manierlicher“, sprich regelkonformer ist das zu erwartende
Fahrverhalten, je mehr man in den „wilden Osten“ fährt, umso größer
könn en die Überraschungen werden. Das gleiche gilt für die Präsenz der
Verkehrspolizei, deren unermüdliche Bemühungen, die Türken auf den
westlichen „Regelstand“ zu bringen, zumindest in der Westtürkei einen
gewissen Erfolg zeitigen.
Aber trotzdem gilt, wo immer Sie auch sein mögen: Seien Sie stets (!)
auf plötzlich auftretende, unvorhersehbare Situationen gefasst.
Nachtfahrten sind aus den obigen Gründen (plötzlich auftauchende
Menschen oder Tiere, unbeleuchtete Fahrzeuge) besonders gefährlich,
sodass man sie - wenn irgend möglich - vermeiden sollte.
Und noch ein letzter Hinweis: Im Unterschied zu allen anderen Tieren
reagieren Esel nicht auf Hupen; wahrscheinlich der Grund für das schlech-
te Image des Tieres ...
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