Travel Reference
In-Depth Information
den Namen des gesuchten Dorfes (oder Ortes) zu nennen und - so man
kein Türkisch versteht - den darauf folgenden gestenreichen Richtungen
der Hand zu folgen. Eine weitere Alternative besteht darin, den Mann als
Piloten in das Auto zu bitten, was natürlich voraussetzt, dass man ihn auch
wieder zurückbringt, was wiederum mit an Sicherheit grenzender Wahr-
scheinlichkeit eine Einladung zum Tee nach sich ziehen wird.
Verkehrsverhalten
Viele Reisende, die sich zum ersten Mal dem Verkehr in Istanbul, Izmir
oder Antalya gegenübersehen, können sich des Eindrucks eines generel-
len Verkehrschaos nicht erwehren; die Faszination liegt für viele eher dar-
in, es zu beobachten als in einem eigenen Wagen daran teilzunehmen.
Die wenigen Ampeln, deren Signale zudem nicht immer mit der deut-
schen Ordentlichkeit beachtet werden, vermögen kaum, das Erschei-
nungsbild „heimischer“ wirken zu lassen. Die Autos wechseln (anschei-
nend) die Spuren nach einer uneinsehbaren Logik, dazwischen trappeln
Pferdegespanne oder auch schon mal ein Esel daher, Fußgänger lavieren
sich gekonnt, aber häufig am Rand des Selbstmords durch die Autoreihen,
Imbiss- oder Brezelverkäufer schieben Karren unbeirrt vor einem Bus ein-
her, und Fahrrad- und Mopedfahrer teilen den gleichen Schutzbereich wie
der überladene Laster, der zudem keine Skrupel kennt, wenn es gilt, sich
auch durch enge Gassen seinen zentimeterknappen Weg zu bahnen. Da-
zu kommt das unaufhörlich scheinende - und selten begründete - Hu-
pen, das den europäischen Ohren das akustische Gefühl der dauernden
Bedrohung und Hektik vermittelt, dazu vielleicht noch ein heißer Tag und
die aus zig Quellen sich ergießende orientalische Musik, die zusammen
mit einem Sammelsurium von vielen Gerüchen das Sinnenchaos komplet-
tiert. Allah korusun - Gott behüte uns! So steht es auf den Windschutz-
scheiben vieler Wagen, und nicht wenige Fahrer denken wohl, dass dieser
Satz wichtiger ist als das Einhalten der Verkehrsregeln.
Wie gesagt: Dies ist der erste Eindruck - und er trügt, wie viele erste Ein-
drücke. Nicht, dass der Verkehr in der 15-Millionen-Metropole Istanbul
nicht wirklich am Rande des Kollaps wäre - das ist er in unseren Innen-
städten auch -, aber einmal aus der Stadt rausgekommen, ist die Ver-
kehrsdichte weitaus geringer als z. B. in Deutschland.
Und das oft zu hörende Urteil, die Türken führen chaotischer und ag-
gressiver als die Mitteleuropäer, lässt sich nach genauem Hinsehen nicht
halten, ja man kann sogar durchaus das Gegenteil behaupten. Richtig ist,
dass das Fahrverhalten sich vom europäischen dadurch unterscheidet,
dass Regeln und Verkehrszeichen - die übrigens den unseren weitge-
hend entsprechen - bei weitem nicht so „buchstabengetreu“ beachtet
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