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schon immer gewünscht haben, fallen darauf rein. Erst wenn der so liebe-
volle Traummann nach der kleinen Finanzspritze für immer verschwindet,
ob heimlich oder nach einem inszenierten Streit, zerplatzt Lieschen Mül-
lers orientalisches Märchen.
Dieses Tun und Treiben an der Küste schadet aber nicht nur den Betei-
ligten selbst, es schadet auch all denjenigen Urlauberinnen, die hier wirk-
lich nur Urlaub machen wollen, und denen die ungläubige Mänerwelt
erst nach ve hementem Protest abnimmt, dass sie nicht angemacht wer-
den wollen. Denn was meinen Sie, was die Männer so untereinander wei-
tererzählen, und wie schnell aus solchen Fällen selbst im Hinterland ein
generelles Urteil über die westliche Frau wird?
Tiere
Fast alle Touristen, die zu Hause ihre vierbeinigen Lieblinge gut versorgt
zurückgelassen haben, zeigen sich in diesem Punkt schockiert. „Also, wie
die hier mit den Tieren umgehen, das ist schon eine Schande; hier komme
ich nicht noch mal hin.“ Gemeint sind vor allem die halbverhungerten,
räudigen Katzen und Hunde, die im Abfall wühlen und den ganzen Tag
durch die Gegend streunen. Ich selbst habe einmal erlebt, wie Beamte der
Stadtverwaltung spät nachts in einem Touristenort - kein Mensch war
mehr auf der Straße - mit Pistolen den streunenden Hunden nachstellten,
um sie zu erschießen und auf einem Laster abzutransportieren. Tagsüber
hätte man sich nicht getraut - der Touristen wegen, von denen die Türken
schon wissen, dass sie miauende Kätzchen entzückend finden und strei-
cheln, wo immer sie können. Während in den Dörfern und Kleinstädten
Anatoliens jede Katze und jeder Hund beim Nahen des Menschen schleu-
nigst das Weite sucht, sieht man in vielen Restaurants der Touristenküste
die Katzen fordernd miauen; ihre Scheu haben sie hier längst abgelegt.
Der Islam hat ein recht sachliches Verhältnis zu Tieren, was nicht heißt,
dass er sie nicht als Mitgeschöpfe würdigt. Aber das in Europa übliche ver-
hätschelnde, fast schon menschliche Züge annehmende Streichelverhält-
nis zwischen Mensch und Haustier ist dem Türken fremd, ja stößt ihn so-
gar ab. Lediglich in den besser gestellten Kreisen der Städte und dort, wo
Touristen als „Vorbilder“ fungieren, ist eine punktuelle Änderung dieser in-
differenten Haltung in Sicht. Und so fristen denn in der Tat viele Katzen
und Hunde ein erbärmliches Leben, zumal die meisten Menschen andere
Sorgen haben, als sich um herumstreunende „Viecher“ zu kümmern.
Der Autor selbst ist Besitzer zweier Katzen und der generellen Meinung,
dass Tieren ein Recht auf gute Behandlung und genügend Lebensraum
zusteht. Dennoch halte ich die Empörung vieler Touristen für kurzsichtig,
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