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dass sie in anderer Aufmachung bald wieder da waren. Und nicht selten
stecken sie mit den Polizisten, die sie offiziell kontrollieren sollen, unter ei-
ner Decke - was wohl manchmal wörtlich genommen werden muss.
Nicht dass die „Nataschas“ in der Türkei die Prostitution eingeführt hät-
ten; die gab es auch vorher schon, in abgelegenen schmierigen Schuppen,
wo Frauen aufgrund irgendeiner tragischen Biografie außerhalb der nor-
malen Gesellschaft um ihr Überleben kämpften. Aber dass die Damen aus
dem Norden ohne Scheu, ja geradezu selbstbewusst und in aller Öffent-
lichkeit ihrer Profession nachgingen, das war eine Revolution, ja Ge-
fährdung der öffentlichen Ordnung (Wir erinnern uns an Fitne). Denn der
Stand der Hure (orospu) ist traditionell ehr- und fast rechtlos; bei Männern
und Frauen gleichermaßen verachtet und ohne Chance auf die Rückkehr
in ein normales Leben, duldete man das „Übel“ nur unter dem Mantel des
Ausgegrenzten und Nicht-Sichtbaren. Die „Nataschas“ haben diese Koor-
dinaten durcheinander gebracht.
Weiblicher Sextourismus
Von einer ganz anderen Art von Prostitution erzählt mir die Mitarbeite-
rin eines Übersetzerbüros in einem Badeort der Mittelmeerküste. Sie ha-
be heute die Papiere, die für die Eheschließung zwischen einem jungen
Türken - 22 Jahre - und einer Engländerin - 47 Jahre - nötig waren, über-
setzt. Dann schüttelt sie den Kopf: „Soweit sind unsere Jugendlichen
schon. Sie greifen nach jedem Mittel, um an Geld zu kommen.“
Es ist längst ein offenes Geheimn is, dass die türkische Küste von sex-
oder liebesfrustrierten westlichen Frauen als ideales Kompensationsgebiet
entdeckt worden ist. Der Handel ist hier natürlich sehr viel komplizierter
und vielschichtiger als im Falle der „Nataschas“. Das obige Beispiel dürfte
eher eine Ausnahme sein, denn zumeist nehmen die türkischen Männer
zwar gerne das sexuelle Angebot an, aber auswandern tun deshalb nur
die wenigsten unter ihnen. Denn eine solche Urlaubsbekanntschaft ist
selbstverständlich nicht das, was ein Türke unter einer „ehrenhaften“ Ehe-
frau versteht. Meistens bleibt es somit bei den mehr oder weniger roman-
tischen Träumen der westlichen Schönen einerseits, und den ausgelebten
„männlichen“ Bedürnissen der östlichen Gigolos andererseits.
Eine direkte oder indirekte Bezahlung seitens der Frau ist nicht gut für
die Romantik, sodass sie wohl die große Ausnahme sein dürfte. Da ist
schon die betrügerische Variante wahrscheinlicher, dass braungebrannte
Charmeurs nach allen Regeln der Kunst die Angebetete um einen „klei-
nen“ Geschäftsvorschuss bitten - zum Aufbau der gemeinsamen, wun-
derschönen Existenz, versteht sich. Und nicht wenige der Frauen, die zum
ersten Mal in ihrem Leben so angebetet werden, wie sie es sich heimlich
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