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schaft hatte Byzanz endgültig geschwächt; sein Herrschaftsgebiet kon-
zentrierte sich künftig um die Hauptstadt Konstantinopel, und die militäri-
scheKraftreichtenurnochfürdieVerteidigunggegendieAngriffevonal-
len Seiten durch Bulgaren, Serben und Türken.
Dabei hatte Byzanz in Kleinasien zunächst noch Glück, denn das Sulta-
nat von Ikonion hatte sich unter dem Ansturm der neuen Weltmacht der
Mongolen ebenfalls in viele kleine islamische Fürstentümer aufgelöst
(1243). Unter Dschinghis-Khan (1206-1227) hatten die in Europa als Ta-
taren bekannten mongolischen Reiterheere ihre innerasiatische Heimat
verlassen, um in immer weiter ausgreifenden Beutezügen weite Teile Asi-
ens zu erobern. Der Großkhan Möngke (1251-1260) schickte seinen Bru-
der Hülägü -einerklärterFeinddesIslam-nachPersien,umdasLandden
Mongolen zu unterwerfen. Am 17.1.1258 eroberte Hülägü Bagdad; der
letzte Kalif aus der Dynastie der Abbasiden, Al-Mustasim, wurde getötet.
Man erzählt, dass man den Kalifen in einem Teppich zu Tode geschüttelt
habe, „denn hätte ein Blutstropfen von ihm die Erde berührt, so wäre die
Welt ins Schwanken geraten“ 1) .
Aus den Fugen war die Welt ohnehin, da die Führung der islamischen
Reiche nun endgültig nicht-arabischen, d. h. türkischen Dynastien vorbe-
halten sein sollte. Als Hülägü auf Ägypten zumarschierte, wurde er am
3.9.1260 von den ägyptischen Mamluken geschlagen - eine der wenigen
Schlachten,diedieMongolenim13.Jh.verloren.DieMamlukenherrscher
(1250-1517) in Kairo, ebenfalls eine türkische Dynastie, waren nun für die
nächsten zwei Jahrhunderte die wichtigste islamische Macht; es war folg-
lich konsequent, dass sie fortan auch den Kalifen bewachen und kontrol-
lieren wollten, zumal sie auch über die heiligen Stätten Medina und Mek-
ka ihre schützende Hand hielten. So residierten denn von nun an in Kairo
dieMitgliederein esNebenzweigsderAbbasidenuntermamlukischerÄgi-
de als Kalifen - oder besser: als Schattenkalifen, denn von der ursprüngli-
chen Kraft des einst so mächtigen Stellvertreters des Propheten in der isla-
mischen Umma war nur noch ein fahler symbolischer Abglanz geblieben.
KleinasienaberwaramEndedes13.Jh.ein Flickenteppich von sich be-
fehdenden Kleinstaaten: Die islamischen Fürstentümer, die aus dem
Rum-Sultanat von Ikonion hervorgegangen waren, standen in ständigem
Kleinkriegmiteinander.DaschristlicheByzanz,aufdasGebietumdieMar-
mara-Region und die Schwarzmeerküste begrenzt, war ihr gemeinsamer
Feind, aber längst nicht mehr in der Lage, die islamischen Kleinstaaten zu
gefährden. Die Mongolenherrschaft in Persien und Ostanatolien sollte
ebenfalls bald zerfallen, sodass das ganze Gebiet einem politischen Vaku-
umgleichkam-eingefundenesFressenfürjemanden,derausdemNichts
ein Weltreich aufbauen wollte.
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