Travel Reference
In-Depth Information
leider schon erwartet würden. Der muhtar akzeptierte diese Notwendig-
keit und begleitete uns samt Gefolgschaft noch zum Wagen.
Wer sich gerne unterhält und sich für die Menschen seines Reiselandes
interessiert, wird in der Türkei ein Paradies finden. Mufflige, einsilbige
Miesepeter sind in diesem Land absolute Ausnahmen, und wer mit ein
bisschen Freundlichkeit und Offenheit daherkommt, wird eher das Pro-
blem haben, die Einladungen zum Tee wegen ihrer Häufigkeit dosieren
zu müssen. Eine solche Einladung abzusagen, bedarf nämlich immer einer
kleinen Erklärung - und wenn es nur das Verschieben auf später ist. Ein
plattes „Nein“ ist nicht am Platze und wirkt schnell beleidigend. Es gilt hier
natürlich zu unterscheiden; der Teppichhändler oder Schmuckverkäufer
verbindet seine Einladung zunächst sicher mit der Aussicht auf ein Ge-
schäft, sie ist insofern oft taktischer Natur (was nicht heißt, dass die An-
nahme der Einladung Sie zu irgendetwas verpflichtet und was auch nicht
heißt, dass der Einladende von Ihnen enttäuscht ist, weil Sie ohne zu kau-
fen bei ihm Tee getrunken haben).
Haben Sie aber irgendwo jemanden getroffen, der Ihnen begeistert sei-
ne Deutschkenntnisse anbietet, und haben Sie vor allem mit ihm schon ein
paar Sätze geredet, sollten Sie für die Ablehnung seiner Einladung einen
plausiblen Grund parat haben. Dies gilt vor allem dann, wenn Sie in einer
Region sind, wo wenige (!) Touristen vorbeikommen; die Einladung ist hier
sozusagen „ernster“ gemeint, und ihre Zusage wird ihren Gastgeber be-
sonders freuen, die Absage ihn aber irritieren, vielleicht sogar beleidigen.
Wer über keine türkischen Sprachkenntnisse verfügt, wird in vielen
Orten - nicht nur den Touristenorten - Türken begegnen, die als zurück-
gekehrte Gastarbeiter gerne von ihrer Zeit in Almanya erzählen. Zur Not
geht's aber auch ohne Sprache, wobei die Mimik und das Austauschen
v on Zigaretten dann umso beredter sein sollte. Aber wer nur ein paar tür-
kische Brocken (siehe „Begrüßung“) beherrscht, kann sicher sein, ein an-
erkennendes „ çok güzel“ („sehr schön“) zu hören; die Tatsache, dass Sie
sich Mühe geben, wiegt alle (Sprach)fehler zehnfach auf.
Die Fragen an Sie werden zunächst immer die gleichen sein: Woher Sie
kommen, wie lange Sie bleiben, ob Sie das erste Mal in der Türkei sind
usw. Es grenzt an Herzlosigkeit, auf die obligatorische Frage, ob es Ihnen
in der Türkei gefällt, etwas anderes als obiges „ çok güzel“ zu sagen. Egal
was die Türken an ihrem Land selbst auszusetzen haben, Kritik ist nicht
das, was man im ersten Gespräch von einem Gast erwartet. Wird man
Wer sich gern unterhält, findet in der Türkei ein Gesprächsparadies
Search WWH ::




Custom Search