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sorgt waren, vertrieben sie Mohammed, der im Jahre 622 nach Medina
auswich ( Hedschra: Beginn der islamischen Zeitrechnung). Dort sammel-
te er eine schlagkräftige Gemeinde um sich, verständigte sich aber auch
klug mit den Mekkanern, denen er die Beibehaltung der Kaaba als zen-
trales Heiligtum zubilligte.SoentfernteerbeiseinerRückkehrnachMek-
ka (630) nur alle Götzenbilder aus der Kaaba, um sie fortan als Anbe-
tungsstättedeseinenGottes,Allahs,füralleMuslime(Gottergebene)zum
Zentrum des neuen Glaubens zu machen.
Politisch und religiös geeint - die umma (= „Gemeinde“) von Medina
formulierte das religiöse und staatliche Ziel aller Muslime - beginnt der
beispiellose Siegeszug der neuen Religion: SchonunterdemNachfolger
und Stellvertreter (= Kalif) Abu Bekr (632-634) standen die arabischen
HeereandenGrenzenPersiensundPalästinas.Der Kalif Omar (634-644)
besiegte die beiden alten West-Ost-Großmächte Byzanz und Persien:
Während Persien ganz erobert wurde (Schlacht bei Nihawend 642) und
die feueranbetende Religion des Zarathustra dem Islam weichen musste,
konnte das byzantinische Reich - wenn auch stark geschrumpft - wenigs-
tens überleben. Aber die Araber besetzten und eroberten die byzantini-
schenProvinzenPalästinaundSyrien(635),Ägypten(642)undganzNord-
afrika (670-708). Dann begann der Angriff auf das kleinasiatische Kern-
land: Im Marmarameer wurden 670 die Halbinsel Kyzikos (nördlich des
heutigen Band£rma ) sowie Lesbos und Smyrna (672) kurzzeitig besetzt;
von hier wurden die ersten Angriffe auf Konstantinopel (674-678) unter-
nommen, das sich aber dank seiner großen Defensivkunst (das berühmte
„GriechischeFeuer“)erfolgreichverteidigenkonnte.AucheinzweiterVer-
such der Araber (715-717) scheiterte vor der damals mächtigsten christ-
lichen Stadt, die zum östlichen Bollwerk des mittelalterlichen Europa wur-
de.InKleinasienverliefderwechselhafteGrenzkriegzunächstwiederumin
Ostanatolien;West-undZentralanatolienbliebenbyzantinisch.Ansonsten
aber war die antike, römisch-christliche Einheit des Mittelmeers für immer
dahin; die islamischen Araber eroberten sogar Spanien (711-720) und
kontrollierten für lange Zeit die Küsten und Inseln des Mittelmeers; Nord-
afrika und Vorderasien waren für das Christentum weitgehend verloren.
Der Siegeszug der neuen Religion erklärt sich sicher nicht nur aus der
militärischenStärkederarabischenHeere.Durchdie Konzeption der Um-
ma (religiöseundpolitischeGemeindedesIslam),diealleindurchdasBe-
kenntnis zum rechten Glauben konstituiert war und folglich keine natio-
nalen, ethnischen oder andere Gruppenbarrieren kannte, erwies sich der
Islam in der Praxis als höchst anpassungs- und expansionsfähige Religion.
Egal ob schwarzer, weißer oder gelber Hautfarbe, das Glaubensbekennt-
nis (shahada) machteprinzipielljedenzumMitgliedderGemeinde,ande-
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