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Ebene hinzukommt). Das gilt vor allem für Frauen, die besonders sorgfäl-
tig alle Körperfunktionen vor den Blicken der Männer verbergen.
Ein Tipp: Wen es mitten im Stadtgewühl einmal überkommt, findet an
der nächsten Moschee immer eine tuvalet, wie Toiletten allgemein be-
zeichnet werden. Die Toiletten für Männer tragen die Aufschrift erkek
bzw. bay, die für Frauen kad£n oder bayan. Die öffentlichen Toiletten in
den Städten - besonders in den Touristenorten - verlangen eine kleine
Gebühr.
Fasten im Ramadan
Es sind diese Körperfunktionen - sexuelle wie auch orale, sprich Essen und
Rauchen - die in der Fastenzeit Ramadan im Zentrum der persönlichen
Prüfung stehen. Wobei die Enthaltsamkeit nicht nur eine körperliche, son-
dern vor allem eine geistige und soziale Reinigung, eine Verdeutlichung
von pis und temiz darstellt. Der Tag, an dem alles zu sehen und alles of-
fenbar ist, zeigt der ganzen Gemeinschaft nicht nur den Gläubigen, son-
dern auch den Anständigen. So ist der Ramadan tagsüber eine kollektive
Anstrengung, um die Gebote Gottes und der Reinigung zu erfüllen. Die
Nacht, in der die Differenzen und Kategorien undeutlich werden und die
Menschen sich der Öffentlichkeit entziehen, eignet sich nicht zur Demon-
stration der gemeinschaftlich praktizierten Anständigkeit. Hier würde das
Fasten, das im öffentlichen - nicht im privaten! - Raum stattfinden muss,
keinen Sinn machen. So ist der Ramadan nicht nur der Monat der Reini-
gung und Säuberung, er ist auch der Monat der Solidarität untereinander;
selbst Türken, die ansonsten kaum mehr etwas mit dem Islam verbinden,
schließen sich dem Fasten an.
Häusliche Reinheit
Die Verbindung von Ehre (Namus) und Sauberkeit bzw. Reinheit wurde
schon erwähnt. Eine der geforderten Tugenden einer Ehefrau ist es, das In-
nen (Haus) sauber - d. h. von Schmutz frei - halten zu können. Äußerer
Schmutz könnte nämlich ihre Fähigkeit zur inneren Reinlichkeit und An-
ständigkeit in Frage stellen und damit ehrenrührig wirken. Auch wird sie ih-
re körperlichen Funktionen vor fremden Besuchern verbergen, um als
sensibles Zentrum häuslicher Reinheit keinen Angriffspunkt für die Beob-
achtung unreiner (ehrenrühriger) Handlungen zu bieten. In sehr traditio-
nellen Familien kann das sogar für das Essen gelten: Ist ein fremder Mann
im Haus, wird man die Frauen - falls sie überhaupt zu Gesicht bekommt -
kaum essen sehen. Womit wir schon bei der Gastfreundschaft wären ...
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