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ropäer da, wo vielleicht viele andere gesessen haben, schmiert und reibt
(wie kann man sich ohne Wasser dort säubern!?), bis ihm ggf. der Hintern
wehtut, und (ver)braucht außerdem viel mehr Materialien als der ökolo-
gisch fortschrittliche Asiate.
In den großen Hotels und Restaurants der Städte und der Urlaubsküste
braucht der Westler aber keine Angst zu haben; hier hat die westliche
Sitzklokultur grandiose Fortschritte gemacht. Ich werde niemals den bis-
sigen Komm entar eines Griechen vergessen - Sie erinnern sich, dass Grie-
chen und Türken eine gutfundierte kulturell-historisch-politische Animo-
sität pflegen (siehe Geschichtsteil) -, der mir mit schallendem Gelächter
die Geschichte von dem anatolischen Gastarbeiter zum besten gab, der
beim ersten Kontakt mit einer europäischen Toilette die Schuhe ausgezo-
gen haben soll, um sich in Hockstellung auf den Toilettenrand zu stellen.
„Barbaren, unzivilisierte Wilde; sie wissen noch nicht einmal eine Toilette
zu benutzen“, so das Urteil des angeblich kulturell Höherstehenden.
Viele Europäer, die zum erstenmal vor einer Toilette alla turca stehen,
schauen kaum weniger düpiert drein als wahrscheinlich jener anatolische
Bauer, der sich gar nicht vorstellen konnte, dass man sich mit dem Hintern
auf eine Toilette setzen kann, jenen Ort ganz unten, der die Exkremente,
das Unreine aufnimmt.
Wie gesagt, in den westlichen Urlaubsorten der Türkei kann man sein
geliebtes Sitzklo immer in Notfallreichweite halten, und selbstverständlich
ziehen auch westlich eingestellte Türken heute das schicke Accessoire alla
franga dem rückständigen anatolischen Pendant vor. Sollten Sie aber
trotzdem einmal bei dem kleinen Restaurant um die Ecke oder bei einem
Landausflug mit einer Toilette alla turca konfrontiert werden, so werfen
sie möglichst nicht all die mitgebrachten Tempotaschentücher in das
Loch; das Result at wäre eine ganz unhygienische Verstopfung.
Es ist nicht schwer und nur anfangs ungewohnt: Sollte kein Wasserhahn
unten an der Toilette angebracht sein, werden sie garantiert eine Schale
(notfalls auch eine Flasche) sehen, die Sie - vorher - mit Wasser füllen, um
nach dem Geschäft zuerst einen kleinen Schwall von oben nach unten
fließen zu lassen; für die „ Feinarbeit“ gieße man sich dann Wasser in die
hohle linke Hand, die sanft und feucht für die vollständige Reinigung zu
sorgen hat. Nachdem dann auch sorgfältig die Hände gesäubert worden
sind, wird man sich so rein und erfrischt fühlen, dass der ein oder andere
seinen Keramikbottich zu Hause fortan mit verächtlicher Arroganz als kul-
turelle Degeneration betrachten wird.
Man macht übrigens kein Aufsehen um den Gang zur Toilette, ja man
verbirgt ihn möglichst und vor allem vor dem anderen Geschlecht (wo zu
dem Begriffsfeld der unreinen Exkremente noch der Aspekt der sexuellen
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