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Hamam
Ein Besuch des berühmten türkischen Dampfbads, des Hamam, gehört
heute fast zum Pflichtprogramm eines Türkeibesuchs. Die traditionellen
Badeanstalten, häufig in kuppelgeschmückten alten Gebäuden unterge-
bracht, waren meist Teil eines Stiftungskomplexes (vakif), zu dem in osma-
nischer Zeit auch Moscheen, Medresen (Theologenschule) und Bibliothe-
ken gehörten. Da das alte Stiftungswesen nach der Kulturrevolution unter
Atatürk umgebaut wurde und kaum neue Hamams entstanden, stammen
die meisten heute noch tätigen Anlagen aus historischer Zeit. Nicht selten
sind sie so alt, dass sich das Amt für Denkmalpflege für sie interessiert.
Von außen sehen sie oft nicht unbedingt einladend aus, davon sollte man
sich aber nicht täuschen oder gar abschrecken lassen, denn im Innern er-
wartet einen Marmor und Entspannung pur.
In einem echten Hamam baden die Frauen meist tagsüber, während der
Abend den Männern gehört (an der westlichen und südlichen Urlaubs-
küste gibt es auch durch Fitnessstudio und Sauna aufgepeppte „Etablisse-
ments“, die gemischtes Publikum akzeptieren - eine Offerte, von der nur
Touristen Gebrauch machen dürften).
Nachdem man am Eingang bezahlt hat, bekommt man ein großes Tuch
(pe¥tamal) und wird in den Umkleideraum geführt. Dort hinterlegt man
seine Sachen in einem kleinen Korb oder Fach (Wertgegenstände an der
Kasse verschließen lassen!), schlüpft in die bereitgestellten Holzschuhe
(takunya), bindet sich das Tuch wie einen langen Schurz um die Hüften
und stapft in Erwartung höchster Wonnen in den dampfenden Baderaum.
Dessen Zentrum bildet eine ca. 80 cm hohe viereckige Marmorplatte (gö-
bekta¥£), die meist unmittelbar unter der Kuppel des Raums plaziert ist; die
Wände um sie herum sind ebenfalls aus hellgrauem Marmor und weisen
mehrere Waschstellen auf, die manchmal nischenartig voneinander ge-
trennt sind. Spätestens hier wir d man neben den Wasserhähnen auch
Schöpfschalen und Seife vorfinden (falls sie einem nicht bereits schon am
Eingang ausgehändigt worden sind).
Man wäscht sich nun, indem man aus den jeweiligen Wasserhähnen
heißes und kaltes Wasser in den Schalen mischt und sich über den Körper
gießt, um sich dann gründlichst einzuseifen und die Prozedur des Über-
gießens zu wiederholen.
Ist man damit fertig, legt man sich auf die beheizte Marmorplatte, die in
Verbund mit Feuchtigkeit un d Dampf die Poren noch weiter öffnet. Auf
dem Rücken dösend kann man nun in Ruhe die Kuppel des Hamam stu-
dieren, von wo durch sternförmige Öffnungen Licht in den Raum hinein-
fällt. Irgendwann ist man dann an der Reihe: Als Mann wird man von ei-
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