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denkbar war und für manchen Madrile-
nen sicher einen veritablen Kulturschock
ausgelöst hat, ähnlich wie die Einführung
des Punktesystems vor ein paar Jahren.
Da war das Geschrei groß! Vergehen im
Straßenverkehr werden heute tatsäch-
lich sanktioniert und wer zu viele Punkte
verliert (in Spanien geht es umgekehrt,
man bekommt einen „Kredit“ und verliert
dann bei Vergehen Punkte), dem droht
der Führerscheinentzug.
Vor etwa 25 Jahren begann man in Ma-
drid, ab und zu die ersten Wagen abzu-
schleppen. Aber nur wenn sie wirklich
zu dreist geparkt waren, beispielsweise
mitten auf einer Kreuzung. Das kam tat-
sächlich vor und ruckzuck standen da
auch gleich weitere Autos. Der Verkehr
durfte dann um dieses Hindernis „he-
rumturnen“. Wer das nie gesehen hat,
wird es nicht glauben. Als nun die ersten
Autos abgeschleppt wurden, setzten sich
einige Fahrer, die völlig erschrocken aus
der nächsten Bar gerannt kamen, wild
protestierend auf die Motorhaube und
ließen sich gleich mit abschleppen.
Darüber kann man heute nur schmun-
zeln. Die neuen Regeln werden ange-
nommen und alle bemerken insgesamt
eine deutliche Entspannung und viel
mehr Ruhe  - jedenfalls nach 11 Uhr.
Denn bis 11 Uhr dürfen die Lieferwagen
kommen und dann kann man wieder das
alte Bild erleben, wie sich die Wagen ge-
genseitig behindern, anhupen und krach-
mäßig zu übertönen versuchen.
Da dieses Projekt solch einen nach-
haltig guten Erfolg hatte, beschloss die
Stadtverwaltung gleich einen weiteren
großen Coup: Der Río Manzanares soll-
te in ein grünes Naherholungsgebiet ver-
wandelt werden, was in etwa so visionär
erschien, wie den Autoverkehr im Zent-
rum zu zügeln. Der Manzanares war ein
trauriger, trockener Schlauch, der sich
als eine Art Hindernis durch die Stadt
zog. Man kann es kaum anders sagen:
Er wirkte schon einigermaßen hässlich.
Doch diese Zeit ist vorbei und verges-
sen! Proyecto Madrid Río (Projekt Ma-
drid-Fluss) wurde diese Vision genannt
und man plante wahrlich keine Kleinig-
keit: Von knapp unterhalb des Stadtvier-
tels Moncloa bis weit nach Usera wurde
der Fluss über 10 Kilometer begrünt, ver-
schönert und zur Freizeitoase umgewan-
delt. Ein paar Zahlen: ein 6 Kilometer lan-
ger Pinienweg wurde angelegt, 25.000
Bäume neu gepflanzt, 42 Kilometer Fuß-
und 30 Kilometer Radwege angelegt, 9
Stauwerke und einige Lokale entstan-
den und das Ganze für 189 Mio. Euro.
Wasser führt der Manzanares übrigens
auch wieder. Keine Frage, Madrid er-
hielt damit ein weiteres Schmuckstück,
aber vorher wurde wieder kräftig gebud-
delt, gebaut und gegraben. Das musste
so sein und Danny DeVitos Schatz wur-
de also schließlich doch gehoben, aber
es ist ein völlig anderer, als er wohl ver-
mutet hat.
Das Projekt ist wirklich sehr schön ge-
worden, es lässt sich dort angenehm
spazieren. Auch Radler und Jogger fah-
ren und laufen nun hier entlang, Kilome-
terangaben finden sich auf der gesam-
ten Strecke. Besonders der Abschnitt
hinter dem Königspalast Ó und die
Zone in Höhe Bahnhof Príncipe Pío mit
weiten Grünflächen ist sehr ruhig. Von
dort führen nun auch ausgeschilderte
Wege weiter in den riesigen Park Casa
de Campo 3 . Selbstredend gibt es ent-
lang der Strecke auch einige Lokale.
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