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Mehr Ruhe für Madrid
te sich aber schon immer ein nicht en-
den wollender Verkehr. Anwohner such-
ten Parkplätze, Kneipenbesucher eben-
falls und Lieferwagen wollten eben diese
Kneipen beliefern. Immer wieder kam es
deshalb vor, dass jemand kurzentschlos-
sen in der zweiten Reihe parkte und da-
mit die halbe Straße blockierte. Der Lie-
ferverkehr kam kaum durch und hupte
entnervt, der Zugeparkte kam nicht weg
(und hupte erst recht) und die Schlan-
ge dahinter sah zwar nichts, hupte aber
auch vorsichtshalber mit. Das war Alltag
in Madrids Zentrum. Kein Wunder, dass
Spaniens Hauptstadt zu den lautesten
Metropolen weltweit gezählt wurde.
Das alles ist nun vorbei! Wer vor vie-
len Jahren schon einmal in Madrid war
und die alte, oben beschriebene Situa-
tion noch kennt, mag es kaum glauben,
aber es ist tatsächlich ruhiger geworden.
Grund: Das gesamte Zentrum wurde ver-
kehrsberuhigt. Einstmals wichtige Stra-
ßen wurden zu Fußgängerzonen, bei-
spielsweise die Calle del Arenal Ë , die
calle de Huertas oder die calle de Fuen-
carral (in Teilen), oder die Fahrbahn ei-
ner ursprünglich breiten Straße wurde
auf eine Spur verengt und nur noch für
Taxis und Busse freigegeben, so in der
Calle de Alcalá Ê im Bereich Puerta del
Sol É oder auch bei der Calle Mayor Î .
Das Wichtigste aber sind die Poller.
Praktisch an jeder Straße wurden an den
Bürgersteigen welche gesetzt und nie-
mand kann hier jetzt mehr parken. Au-
ßerdem sind viele Straßen sowieso nur
noch für Anwohner und Taxis freigege-
ben. Bei einigen Straßen gibt es noch we-
nige Parkflächen für Anwohner und das
Ganze wird ziemlich streng überwacht.
Es werden auch tatsächlich Strafzettel
verteilt, wenn nötig - was früher völlig un-
Der amerikanische Schauspieler Danny
DeVito besuchte vor einigen Jahren Ma-
drid und wurde anschließend nach sei-
nen Eindrücken gefragt. DeVito, der häu-
fig komische Rollen spielt, meinte au-
genzwinkernd: „Madrid ist schön, aber
es wird sicher noch schöner, wenn man
endlich den Schatz gefunden hat.“
Damit spielte er auf die zahllosen Bau-
stellen an, von denen damals die spa-
nische Hauptstadt übersät war. DeVito
konnte ja nicht ahnen, dass es noch viel
schlimmer kommen sollte - allerdings
war das auch nötig. Angezogen von der
Strahlkraft einer Hauptstadt, von der
Wirtschaftsleistung und sicherlich in den
1980er-Jahren auch von der movida,
dem explodierenden Nachtleben in der
Ära nach Franco, kamen Zehntausende
in die Stadt und Wohnraum musste her.
Neue Areale in den Randgebieten wur-
den erschlossen, ehemalige selbststän-
dige Ortschaften wurden eingemeindet.
Die Metro eröffnete neue Linien, die so-
weit in die Außenbezirke fahren, dass ir-
gendwann der jahrzehntealte Einheits-
preis zumindest für die entlegendsten
Randgebiete aufgehoben wurde. Im
Straßenbau wählte man große Lösun-
gen, baute Stadtautobahnen, mehrspu-
rige Ringstraßen und vernetzte die neu-
en Stadtteile mit in die City führenden
Schnellstraßen.
Nur im alten Zentrum tat sich nichts.
Das „Urgebiet“ von Madrid, die Altstadt,
blieb städtebaulich außerhalb vom Fo-
kus, aber genau dort spielt sich immer
noch ein Großteil des Nachtlebens ab
und dort haben auch viele wichtige Mi-
nisterien und das spanische Parlament
ihren Sitz. Genau in dieser Gegend wälz-
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