Travel Reference
In-Depth Information
Boden endgültig für die Christenheit zu-
rückerobern. 1492 gelang dies mit der
Einnahme von Granada auch, die letzte
maurische Bastion fiel. Kurz danach war
es auch vorbei mit der Toleranz. Noch im
gleichen Jahr wurden die Juden vertrie-
ben, auch aus Toledo. Später mussten
dann auch die verbliebenen Muslime ge-
hen, die sowieso bis dahin nur bleiben
konnten, wenn sie den christlichen Glau-
ben annahmen. Aber für viele galten sie
als „Neu-Christen“, denen man mit Miss-
trauen begegnete und auch sie wurden
schließlich vertrieben, was insgesamt
ein herber Verlust für das Wirtschaftsle-
ben war, nicht nur in Toledo. Damit aber
nicht genug: 1561 verlegte König Felipe
II. den spanischen Königsthron von Tole-
do nach Madrid. Mit dem König gingen
auch Tausende von Hofbeamten und
viele Zulieferer verloren schlagartig ih-
ren Kunden. Es war ein wirtschaftlicher
Schlag, von dem sich Toledo eigentlich
nie wieder richtig erholte. In den folgen-
den Jahrhunderten gab es zwar kurzfris-
tige wirtschaftliche Erfolge, u.  a. als die
Eisenbahn nach Toledo kam und einige
Fabriken gegründet wurden, aber immer
wieder zerstörten Kriege diesen zarten
Aufschwung. Während des spanischen
Bürgerkrieges (1936-1939) wurde in
der Stadt wochenlang gekämpft und
der Alcázar belagert, in dem sich Fran-
co-Anhänger verschanzt hatten. Franco
verklärte diesen Kampf später als heroi-
sche Heldentat. Diesen Ruf konnte Tole-
do nur schwer abschütteln, er hielt sich
auch noch etliche Jahre nach Ende der
Franco-Diktatur. In den letzten Jahren
entwickelte sich Toledo zu einem gern
besuchten touristischen Zentrum, seine
historische Altstadt wurde 1986 von der
UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt.
Q Puerta de Bisagre *
[III C1]
Dieses Stadttor gilt noch heute als
Hauptzugang nach Toledo, es besteht
tatsächlich aus zwei hintereinander ste-
henden Tor-Gebäuden. Die Puerta de
Bisagre wurde 1550 an der Stelle eines
früheren, nicht mehr vorhandenen To-
res aus der maurischen Zeit komplett
neu gestaltet und wird deshalb bis heute
auch das „neue Tor“ genannt.
Erschaffen wurde es von Alonso de
Covarrubias, der in Toledo viele Bau-
ten betreute und der sehr viel Wert auf
Schmuckelemente legte, weswegen die
Puerta de Bisagre auch heute noch ge-
fälliger aussieht als die benachbarte Pu-
erta de Alfonso VI., bei der es sich aber
nicht um das alte maurische Tor handelt.
Allerdings sieht die Puerte de Bisagre mit
ihren zwei halbrunden Türmen und dem
großen imperialen Wappen im Zentrum
recht wuchtig aus. In der Mitte befindet
sich ein Eingangstor mit einem Hufeisen-
bogen, darüber prangt groß und gewaltig
das steinere Wappen der Stadt. Da To-
ledo eine privilegierte Stellung als könig-
liche Stadt hatte, durfte hier sogar das
königliche Wappen angebracht werden,
dieses befindet sich an der zur Stadt zei-
genden Seite. Oberhalb vom Stadttor be-
wacht ein Schutzengel die Stadt mit er-
hobenem Schwert. Nach dem Passieren
des Eingangs wird ein kleiner Platz über-
quert, danach schließt sich das zweite
Stadttor an, welches nach dem selben
Muster aufgebaut ist, die beiden Türme
sind hier allerdings quadratisch und ein
Spitzdach ist mit hellen und grünen Ka-
cheln geschmückt.
Die Puerta de Alfonso VI. steht ein
paar Meter weiter. Benannt wurde sie
nach dem König, dessen Truppen 1085
Search WWH ::




Custom Search