Travel Reference
In-Depth Information
den früher auch Manolos genannt. Dies
war der spanische Name, den in den jüdi-
schen Familien der älteste Sohn bekam,
um zu zeigen, dass man tatsächlich zum
christlichen Glauben konvertiert war.
Die Häuser waren zumeist einfach
und sind es zum Teil auch heute noch.
In den 1980er- und 1990er-Jahren zog
dies viele junge Leute an, die hier billi-
gen Wohnraum fanden, später kamen
sehr viele Immigranten. Heute gibt es
eine große Gemeinde von Senegalesen,
Chinesen, Indern und Pakistani im Vier-
tel. Damit hat sich auch das soziale Bild
geändert, denn Lokale, Geschäfte und
Dienstleistungen werden immer selte-
ner von Spaniern angeboten. Insgesamt
klappt das Zusammenleben ganz gut,
wenngleich sich aber durch Drogen und
Kleinkriminalität auch Probleme einge-
schlichen haben, die sich meist nachts
zeigen. Lavapiés gilt nicht als das si-
cherste Viertel.
Ein Bummel durch die Straßen ist tags-
über aber problemlos möglich und zeigt
einem nur wenige Schritte vom touristi-
schen Madrid entfernt eine völlig ande-
re Welt. Ausgangspunkt könnten die Pla-
za Tirso de Molina [C/D5] oder die leicht
dreieckige Plaza de Lavapiés [D6] sein,
von wo einige Straßen ansteigend durchs
Viertel verlaufen. Klassische Sehenswür-
digkeiten gibt es hier eigentlich nicht, be-
merkenswert ist aber, dass die Ruine der
im Bürgerkrieg zerstörten Iglesia de San
Cayetano aus dem 18. Jh. noch immer
steht (calle de Sombrete, Ecke calle del
Mesón de Paredes). Sie wurde nach ei-
ner langjährigen Teilrenovierung in eine
Bibliothek verwandelt. Die Zerstörung
der Kirche war besonders tragisch, da
hier die erste Schule für Taubstumme
untergebracht war. In dieser Ecke (cal-
le del Mesón de Paredes, Ecke calle de
Tribulete) stehen auch noch die letzten
Häuser der sogenannten corralas, die ty-
pisch für Lavapiés sind. Dabei handelt es
sich um Wohnblocks mit einem Gemein-
schaftsbalkon oder -gang, die es in Mad-
rid sonst selten gibt.
µ Metro: Lavapiés
Riesenschuhe zum Sattwerden
r123 [D5] Melo's Bar , calle Ave María 44,
Metro: Lavapiés, Tel. 915275054, geöff-
net: Di.-Sa. 21-2 uhr. Diese Bar gab es
schon in den 1980er-Jahren und bereits
damals hatte die Spezialität des Hauses
überregionalen Ruf, die riesigen, absolut
satt machenden zapatillas. Das ist ein gro-
ßes galicisches Brot, das mit Schinken und
Käse überbacken wird und in Form eines
Sandwich gereicht wird. Wer diesen „Rie-
senschuh“ verdrückt, ist gesättigt oder er/
sie hat einen elefantenmagen! Früher hat-
te die Bar auch tagsüber auf, nun können
sich hier nur die Nachtschwärmer sättigen.
Lohnt sich wohl mehr ...
Uraltes „Neues“ Café
c124 [D5] Nuevo Café Barbieri €€ , calle
Ave María 45, Tel. 915273658, geöffnet:
15-2 uhr. Ganz „neu“ (wie der Name an-
deutet) ist das Lokal nicht, denn es wur-
de 1902 eröffnet. Betritt man es, glaubt
man sich sofort in jene zeit zurückversetzt,
scheinbar hat sich wenig bis nichts seit-
dem verändert. Was natürlich nicht stimmt,
aber diesen Charme verströmt das Lokal.
Alles wirkt ein wenig altertümlich, aber es
passt zum Ambiente. Also ein altes Kaffee-
haus mit einer etwas überlebten einrich-
tung, in dem man sich trotzdem sehr wohl
fühlen kann.
Search WWH ::




Custom Search