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Dann erneut eine 180-Grad-Wende -
zum Fotorealismus während der Reagan-
Ära. Doch sind die fotografisch-genauen
Bilder tatsächlich bloße Abbilder der Re-
alität? Wer sie näher betrachtet, wird
durchaus soziale Anspielungen und Iro-
nie erkennen. Wenig homogene Kunst-
ausprägungen folgten, z. B. die Conceptu-
al Art mit Künstlern wie Bruce Neuman,
und die 1970er- und 1980er-Jahre gin-
gen als eine Zeit der individuellen Kunst-
ausprägungen in die Kunstgeschichte
der Bay Area ein. Gemeinsam war den
Künstlern lediglich noch die Auflehnung
gegen jeglichen Formalismus. Seither
scheint alles erlaubt und stringente Ent-
wicklungen oder homogene Richtungen
sind im 21. Jahrhundert nicht mehr fest-
stellbar. Die Kommerzialisierung wächst
und im Zeitalter von Internet und Multi-
media ist prinzipiell alles erlaubt.
zeptiert hatte, dass die wahren Wurzeln
der kalifornischen Baukunst in einer bun-
ten Vielfalt architektonischer Mischstile
und dem Fehlen langer Traditionen la-
gen, machten sie sich frisch ans Werk.
Eine Würstchenbude in Beverly Hills, die
„Tail o' the Pup“ (Wurstzipfel) hieß, lei-
tete eine neue plakative, humorvolle
Architektur ein, es folgten Milchläden
in Form von Milchflaschen, Saftbars als
Früchte, ein Café als Kaffeekanne, ein
mexikanisches Lokal mit Sombrero-Dach
und Best-Supermärkte, die sich baufäl-
lig gaben oder aussahen, als würden sie
umkippen.
Mit dem in den 1920-/30er-Jahren
einsetzenden Bauboom hatte sich ne-
ben dem Art déco der Streamline eta-
bliert, ein puristisch-schlichter Stil . Mit
dem 1932 erschienenen Manifest „The
International Style“ von Hitchcock und
Johnson trat die Moderne ihren Sieges-
zug an: Philip Johnson stieg zur Zentralfi-
gur auf und SOM, Eero Saarinen und Ke-
vin Roche trugen dazu bei, dass der neue
Stil in den 1950er-Jahren zur verbreitets-
ten Art des Bauens wurde.
Während Sullivan, Cesar Pelli oder
SOM moderne Bauten ohne jeglichen
Zierrat entwarfen, setzte ein anderer zur
Kritik an: Robert Venturi. In mehreren
Traktaten wie „Learning from Las Vegas“
trat er einen Feldzug gegen die kommer-
zielle Architektur an und bezeichnete die
Absichten der Moderne als gescheitert.
Viele Architekten nahmen die Ideen Ven-
turis auf, integrierten historische Zita-
te und bauten im neuen postmodernen
Architektur
Kalifornische Architektur ist mehr als nur
viktorianischer San-Francisco-Zuckerbä-
ckerstil und die erste eigenständig kali-
fornische Architektur entstand um 1900
im Büro der Brüder Charles und Henry
Greene. Sie erwarben sich den Ruf als
„Erfinder“ des Bungalows und ihr Bau-
stil wurde richtungsweisend in Kaliforni-
en. Mit den später standardisierten, fla-
chen Baukästen, die nach Europa über-
schwappten, hatten die Kreationen der
Greenes allerdings wenig zu tun. Sie setz-
ten auf voluminöse Formen und massige
Kompositionen, Raumerlebnis und na-
türliche Materialien (v. a. Holz) und Tech-
niken und hielten sich damit an die Prin-
zipien der „Arts & Crafts“-Bewegung.
Sie machten anderen amerikanischen
Architekten Mut und nachdem man ak-
J „Murals“ als Kunstgenre: hier eine
Wandmalerei an der Fassade eines
Hauses im Mission District 9
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