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Die Cable Cars
vor dem Ghirardelli und dem Union
Square, v. a. an Wochenenden, oft lange
Warteschlangen. Rund 216 Mio. Fahr-
gäste möchten nämlich pro Jahr in den Ge-
nuss einer Cable-Car-Fahrt kommen.
„Curve. Hold on!“ und „Heeeere we go!“
sind die häufigsten Ausrufe des „conduc-
tors“, der Sorge trägt für das Wohl seiner
Passagiere angesichts der oft scharfen Kur-
ven und rasanten Talfahrten - v. a. für
jene, die wie Klammeraffen, aber in streng
reglementierter Zahl und Anordnung, an
den goldenen Haltestangen außen am Wa-
gen hängen. Sein Job ist außerdem, den
Fahrpreis zu kassieren bzw. das Ticket zu
kontrollieren. An den Wendemarken, an
der Beach/Hyde Street nahe dem Ghirar-
delli Square und an Taylor/Bay Street
(Fisherman's Wharf) sowie an Powell/
Market St. (Union Sq.) ist dann die Mus-
kelkraft beider Angestellter gefragt: Es gilt,
das Cable Car manuell auf einer drehbaren
Plattform zu wenden.
Die Cable Cars sind weltweit ein Uni-
kum und das seit über 130 Jahren. Da-
mals war, unter großem Staunen, erst-
mals ein solches Fahrzeug zum Einsatz
gekommen. 1852, kurz nach dem Gold-
rausch, waren Fahrgäste noch in Pfer-
debahnen durch die schachbrettartig
angelegten Straßen gerattert, doch hat-
ten sich diese als gefährliches und anfäl-
liges Transportmittel erwiesen. Die star-
ken Steigungen und Gefälle überforderten
die Tiere, Unfälle standen an der Tages-
ordnung. Das konnte ein englischer In-
genieur namens Andrew Smith Hallidie
(1836-1900) nicht länger mitansehen: Er
kam auf die Idee, ein Zugkabelsystem ein-
zusetzen. Erfahrungen mit derlei techni-
schen Beförderungssystemen hatte er be-
reits in Goldminen gesammelt und 1857
Was rattert denn da ständig unter dem
Straßenbelag? Wieso fahren diese Bahnen
immer gleich schnell und welchen Kraft-
akt vollführt der Typ hinten auf der Platt-
form, auf der man nicht stehen darf? Also,
eine normale Straßenbahn ist das Cable
Car wahrlich nicht! Das Stadtzentrum ist
durchzogen von einem 18 km langen un-
terirdischen System dicker Stahlseile, die
unter den Schienen in Gleiskanälen laufen
und im Powerhouse über Rollen gelenkt
und verteilt werden, sodass sie sich in kon-
tinuierlichem Rundlauf befinden. Die-
se Dauerbewegung ist - wie das Tuten der
Nebelhörner - zu einem festen Bestandteil
der Geräuschkulisse der Stadt geworden.
In das etwa einen halben Meter unter
dem Straßenbelag befindliche Stahlseil,
das sich mit rund 15km/h - gleichmäßig
wie ein Uhrwerk - fortbewegt, hakt sich
der sogenannte „gripman“ mit einem Ei-
senhaken ein, und ab gehts. Bei Stopps
heißt es ausklinken und bremsen. Ange-
sichts der Steigungen stehen gleich drei
Bremssysteme - Rad-, Schienen- und, für
den Notfall, automatische Bremsen - zur
Verfügung. Auch die Glocke gehört zu den
Hilfsmitteln des „gripman“, Verkehrszei-
chen gab es ja Ende des 19. Jh. noch nicht.
Einmal klingeln heißt „stop“, zweimal
„start“ - und jeder möchte gerne einmal
„Ding Dong Daddy“, Sieger des jährlichen
Klingelwettbewerbs Mitte Juli, werden.
In Stoßzeiten sind auf den etwa
16 km Streckenlänge maximal 26 Wa-
gen (von 40 vorhandenen) gleichzei-
tig in Betrieb, denn obwohl langsam ge-
fahren wird, muss ein gewisser Sicher-
heitsabstand eingehalten werden. Des-
halb bilden sich an den Drehscheiben
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