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dem die Millionäre zusammenkommen
und beim Zurschaustellen ihres Wohl-
stands wetteifern. Der Nob Hill war und
ist die perfekte Verkörperung des Dolce
Vita. Anfangs standen hier bescheidene
Häuser, allmählich kamen großzügigere
Exemplare dazu, z. B. das Haus von Wil-
liam Walton aus den 1850er-Jahren im
Stile einer römischen Villa oder der spa-
nische Palast von Senator George Hearst
(1105 Taylor St.) .
In den 1870er-Jahren hatten die Profi-
te aus den Goldfunden, dem Eisenbahn-
bau und den Silberminen einen unge-
ahnten Bauboom zur Folge. So investier-
te z. B. Leland Stanford von der Central
(später Southern Pacific) Railroad in die
Cable-Car-Entwicklung. Er wollte damit
den Berg mit seiner rund 25 %-igen Stei-
gung von Süden her leichter zugänglich
machen. Besonders die „Big Four“ des
Eisenbahngewerbes waren es auch, die
hier Grundstücke erwarben, ihre Luxus-
villen errichteten und den Nob Hill im
späten 19. Jh. zum exklusiven Resort
werden ließen. Von dem gut 103 m ho-
hen Hügel eröffnete sich den Wohlha-
benden ein hervorragender Blick auf das
Dorf und den „Pöbel“ unten.
Das Erdbeben von 1906 riss alle jäh
aus den Träumen. Der Großteil der alten
Holzvillen brannte ab und was blieb, war
der Brownstone-Bau von James C. Flood
von 1886, in den später der Pacific-Uni-
on Club (1000 California St.) einzog.
Nach dem Erdbeben wurden die zerstör-
ten Häuser schnell ersetzt, an den Nord-
und Westhängen v. a. durch Apartment-
häuser. Das Fairmont Hotel (s. S. 313)
eröffnete ein Jahr nach der Katastrophe
bereits wieder, der Pacific Union Club we-
nig später, und in den 1920er-Jahren er-
strahlte der Hügel beinahe wieder in al-
tem Glanz. Noch heute befinden sich auf
dem Gipfel etliche Luxushotels, an den
Hängen hingegen hat mittlerweile der
Mittelstand Einzug gehalten.
Lohnender Aussichts- und Ausgangs-
punkt für einen Rundgang ist die Kreu-
zung California/Powell St. [F3], an der
sich zwei Cable-Car-Linien kreuzen. Ge-
rahmt wird der Platz vom feinen (Män-
ner-)University Club (800 Powell/Califor-
nia St.), 1912 als roter Ziegelbau im Stil
Florentiner Renaissance-Palazzi an jener
Stelle erbaut, an der einst Leland Stan-
fords Ställe standen, und vom schicken
Stanford Court Renaissance San Fran-
cisco Hotel (905 California) von 1911,
wo sich zuvor das Leland Stanford Es-
tate, ein luxuriöses Apartmenthaus,
befand.
Die „Big Four“
Die beiden Bahngesellschaften Central
Pacific und Union Pacific erschlossen den
amerikanischen Kontinent, indem sie von
zwei Seiten (Westen und osten) mit dem
Bau einer Bahnlinie begannen. Die letzte
Verbindungsschiene wurde am 10. Mai
1869 in Promontory/Utah gelegt. Die vier
Präsidenten von Central Pacific - Collis
Potter Huntington (1821-1900), Mark
Hopkins (1813-1878), Charles Crocker
(1822-1888) und Amasa Leland Stan-
ford (1824-1893) - werden als die „Big
Four“ bezeichnet. Sie waren in der Haupt-
stadt Sacramento in verschiedenen Bran-
chen im Zuge des Goldrauschs zu Geld
gekommen und hatten nach dem Tod von
Theodore Judah, der die idee einer durch-
gehenden Eisenbahnlinie aufgebracht
hatte, das 1863 in San Francisco begon-
nene Projekt fortgesetzt.
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