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kulturellen Hochgenüssen. In der weltof-
fenen, liberalen und toleranten „Oase“
gehören nur 35 % der Einwohner einer
Kirche an. Der Schriftsteller Herbert Gold
bezeichnete San Francisco einmal als
„das letzte großstädtische Dorf Ameri-
kas“. Was alle San Franciscans eint, ist
die Vorliebe für gutes Essen und Trinken,
ihr Umweltbewusstsein, ihr Laissez-faire-
Lebensstil und ihre Unbeschwertheit -
auch Erdbeben gegenüber. Dazu kommt
eine Vernarrtheit in Haustiere, vor allem
Hunde. In „Dog Crazy San Francisco“ gibt
es sogar Restaurants, die „Hundemenüs“
servieren, es gibt ein Hospital für Haus-
tiere, einen 24-Stunden-Notfalldienst und
die für alle Bewohner selbstverständliche
Krankenversicherung soll bald auch auf
Haustiere ausgedehnt werden.
„If you're going to San Francisco, be
sure to wear flowers in your hair“ - wer
nicht schon während der Flower-Power-
Bewegung auf San Francisco aufmerk-
sam geworden ist, der lernte die „Stra-
ßen von San Francisco“ spätestens mit
den beiden „Polizisten“ Karl Malden und
Michael Douglas kennen. Doch diese Kri-
miserie bildet nur die Spitze des Eisber-
ges und die Filmindustrie blüht bis heu-
te. Zahlreiche Regisseure wählten und
wählen San Francisco als Filmkulisse
und auch aus der Literatur- und Musik-
szene ist die Stadt nicht wegzudenken.
San Francisco ist eine der wenigen
amerikanischen Städte, in denen man
gut ohne Auto zurechtkommt und de-
ren Einheimische diesen Umstand auch
genießen. Zu Fuß, per Fahrrad oder mit
öffentlichem Nahverkehr geht es eh
schneller voran und wer möchte, kann
sich über Carsharing kurz mal einen Pkw
leihen. Straßenbahnen in verschiedenen
Versionen, Cable Cars, O-Busse, norma-
le Busse, BART und Vorortzüge gehören
hier zum Straßenbild, ebenso wie die al-
ten Gaslampen, deren erste Exemplare
1854 aufgestellt wurden - ein Jahr nach
den ersten Straßenschildern.
Gay Culture
San Francisco ist die Stadt der gay cul-
ture, der LGBT-Gemeinde (seltener auch
GLBT genannt), der Schwulen und Les-
ben, Bi- und Transsexuellen oder auch
der Transvestiten. 40 % der ledigen Män-
ner bzw. knapp 20 % der Gesamtbevölke-
rung von San Francisco sollen homosexu-
ell sein, zwei Drittel davon sind männlich.
Gerade dieser großen homosexuellen
Gemeinde kommt das Verdienst zu, viel
gegen Diskriminierung bewirkt zu haben.
„We're here, we're queer!“ (s. S. 212) -
man schämt sich nicht seiner Andersar-
tigkeit - im Gegenteil - und hat sich mü-
hevoll Rechte erkämpft.
Bis heute ist Castro das Zentrum, die
politische Schaltzentrale der „gay pow-
er“ geblieben, doch es gibt daneben viele
andere unter Schwulen und Lesben be-
liebte Viertel, so Noe Valley und Mission,
Pacific Heights, SoMa oder Berkeley.
1969 war es zu Straßenschlachten mit
der Polizei gekommen, als sich die ein-
setzende homosexuelle Emanzipations-
Drag Queen und Kaiserin
Eine besonders schillernde Figur der
Homosexuellenszene San Franciscos war
José Sarria (geb. 1922 oder 1923), der
sich als erster Transvestit in Castro „Her
Imperial Majesty, Empress of San Fran-
cisco, Jose I, the Widow Norton“ nannte
und als „Drag Queen“ Karriere machte.
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