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Ebene 8 beginnt mit einer Pferdestär-
ke - einem ausgestopften Schimmel
- die chronologische Ausstellung,
die mit Filmausschnitten, alten Wer-
beplakaten und Fotos auch die Hin-
tergründe von fast 130 Jahren Auto-
mobilgeschichte beleuchtet. Traditi-
on verpflichtet - 1886 meldete Carl
Benz das Patent für sein motorisier-
tes Dreirad an, im selben Jahr baute
Gottlieb Daimler einen Verbrennungs-
motor in eine Kutsche ein.
Neben Automobilfans pilgern auch
Architekturinteressierte zum Muse-
um. Das Museumsgebäude mit sei-
ner Hülle aus Aluminium und Glas ist
ein Entwurf des Amsterdamer Archi-
tektenbüros Ben van Berkel und Ca-
roline Bos und gilt als Meilenstein der
„Digitalmoderne“. Die Fensterreihen
der metallisch schimmernden Fassa-
de bestehen aus 1800 dreieckigen
Scheiben, jede ein Unikat. Das Inne-
re ist einer DNA-Spirale nachempfun-
den, der sogenannten Doppelhelix,
die sich hier in Betonspiralen in die
Höhe schraubt. Dies ist zugleich auch
eine Hommage an die Spirale im Gug-
genheim Museum in New York, das
von der Architekturlegende Frank
Lloyd Wright entworfen wurde.
In Spiralen führt auch der Rund-
gang vom obersten Geschoss hinun-
ter. Fast wie Steilkurven wölben sich
teilweise die Wände. Zu den rund
160 auf Hochglanz polierten Fahr-
zeugen im „Sternen-Himmel“ gehö-
ren neben dem Nachbau des Benz-
Dreirads die legendären Silberpfeile,
klassische 1950er-Jahre-Modelle mit
Flügeltüren, ein Papamobil und der
Wagen von Kaiser Wilhelm II., aber
auch Busse und Lastwagen.
Der Museumsshop führt die welt-
weit größte Auswahl an Artikeln mit
dem Mercedes-Stern. Im Unterge-
schoss gibt es ein Restaurant, in dem
Gottlieb Daimler
Am Auto hängt, zum Auto drängt
heute ja alles - und so sind die bei-
den Automobilmuseen von Mercedes-
Benz Ô und Porsche Ö die meistbe-
suchten Einrichtungen in Stuttgart.
Während im Mercedes-Benz-Museum
drinnen die Mobilität gefeiert wird,
steht draußen vor der Tür der ein oder
andere Mercedes zur gleichen Zeit auf
der mehrspurigen B14 im Stau. Auf
maximal eine Million Fahrzeuge
hatte der Firmengründer das Absatz-
potenzial der neuen Erfindung bezif-
fert - schon mangels kompetenter Fah-
rer sei an mehr nicht zu denken. Eine
Fehleinschätzung! Vor allem das Wirt-
schaftswunder brachte den Absatz auf
Touren. Wer konnte, fuhr Daimler. Ab
den 1950er-Jahren galt das Unterneh-
men als Aushängeschild für die Er-
folgsgeschichte des westdeutschen Ka-
pitalismus.
Auch die Stadt profitierte von der
Entwicklung. Die beiden Automarken
Porsche und Mercedes-Benz und zahl-
lose Zulieferer sind auch heute noch
eng mit Stuttgart verbunden. Sie sor-
gen für Wohlstand und sponsern Kul-
tur. Rund 55.000 Arbeitsplätze stellt
die Autoindustrie im Raum Stuttgart,
um die 240.000 sind es in ganz Ba-
den-Württemberg. Gleich neben dem
Mercedes-Museum erstreckt sich das
Daimler-Stammwerk Untertürkheim.
Dort allein arbeiten knapp 18.000
Menschen und produzieren vor allem
Motoren, Getriebe und Achsen für die
Mercedes-Benz-Pkws.
„Und wer hats erfunden?“ So muss
man im 125. Jahr der Automobilge-
schichte vielleicht schon fragen. Die
Ursprünge von Mercedes-Benz liegen
in Mannheim, wo Carl Benz arbeitete,
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