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Die Römer und die Touristen
Die Zahlen sprechen für sich. 2012 be-
suchten mehr als 20 Millionen Touris-
ten Rom, davon 11 Mio. Ausländer. Dass
die Bewohner einer Stadt, die derart vom
Tourismus überlaufen ist, auch manch-
mal ein angespanntes Verhältnis zu ihren
Besuchern haben, versteht sich von selbst.
Wer in Rom lebt, nimmt Touristen oft
als geschmacklos gekleidete Menschen
wahr, die riesigen Reisebussen entsteigen,
in aller Eile die vom Reiseveranstalter vor-
geschriebenen Sehenswürdigkeiten besich-
tigen, schnell irgendwo eine Pizza essen,
die natürlich möglichst billig sein sollte,
und welche dann behaupten, sie wären in
Rom gewesen.
Dann gibt es natürlich noch die Pilger,
ein ganz anderer Menschenschlag, der
bei den Einheimischen noch unbeliebter
ist. Pilger haben nun mal meistens wenig
Geld, essen also oft Mitgebrachtes und be-
nutzen nach dem Essen gerne kostenfrei
die Toiletten in den rund um den Vatikan
angesiedelten Cafés und Restaurants. Da-
für haben die zum großen Teil von den
Touristen lebenden Einheimischen wenig
Verständnis.
Aber wie überall gilt natürlich auch in
Rom: Wer wirkliches Interesse für Land
und Leute zeigt, wird die Sympathien der
Einheimischen schnell auf seiner Seite ha-
ben. Sicherlich: Wer etwa in einem Tabak-
laden seine Zigaretten kauft, wird sich
wundern, warum niemand das freund-
liche buongiorno erwidert, und auch im
Gemüseladen nebenan wird man eher
missmutig bedient. Die Herzlichkeit der
Römer entfaltet sich erst im direkten per-
sönlichen Kontakt. Wer bereit ist, mit
dem Tabakverkäufer einen Scherz über
das Rauchverbot in Restaurants und Bars
zu machen oder dem Gemüsehändler die
Schwierigkeiten bei der Zubereitung des
Abendessens offenbart, wird schnell mer-
ken, wie gerne die Römer auf eine derar-
tige Kontaktsuche eingehen.
410ro Abb.: nw
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