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rend der Regierungszeit des Pamphilij-
papstes Innozenz X. entstand der Vier-
strömebrunnen Berninis, aus dessen
Mitte der Obelisk in den Himmel wächst.
Der Obelisk auf der Piazza Navona ist
der einzige in Rom, der auf seiner Spit-
ze nicht von einem Kreuz gekrönt wird.
Die italienischen Faschisten knüpften
an altrömische Traditionen an. Nach der
Eroberung von Axum während des Äthi-
opienkrieges (1936-1939) ließ Musso-
lini den gleichnamigen Obelisken nach
Rom bringen, wo er vor dem Kolonialmi-
nisterium an der Piazza di Porta Cape-
na aufgestellt wurde. Nach dem Zweiten
Weltkrieg versprach die italienische Re-
gierung, den Obelisken wieder an Äthi-
opien zurückzugeben, allerdings dauer-
te es bis 2005, bis die 24 Meter hohe
Stele nach Axum zurückkehren konnte.
Der kurioseste Obelisk ist der Mussolini-
Obelisk am Foro Italico M . Er wurde aus
Carrara-Marmor gefertigt und mit einer
vergoldeten Spitze versehen. Noch heu-
te prangt der Schriftzug MUSSOLINI DUX
an dem 18 Meter hohen Monolithen. Die
Faschisten wollten eine historische Linie
von den ägyptischen Pharaonen zu ei-
nem wiedererstarkten italienischen Welt-
reich ziehen.
Übrigens begegnet man auf Spazier-
gängen durch Rom sicherlich häufiger
einem der auf Häuserwänden aufgemal-
ten Keltenkreuze, also Kreuze, bei de-
nen um den Schnittpunkt ein Kreis ge-
zogen ist. Bei diesen Kreuzen handelt
es sich um das Symbol der italienischen
Neofaschisten.
Die Pyramide ist ein weiteres Zeichen,
das oft in Rom auftaucht. Die bekanntes-
te Pyramide ist das Grabmal des Volkstri-
buns Gaius Cestius Ô in der Nähe des
Circo Massimo. Im alten Ägypten stand
die Pyramide für ein besseres Leben
nach dem Tod. Von christlichen Künstlern
wurde dieses Symbol immer wieder in
Kunstwerke integriert. Das berühmteste
Beispiel ist die Chigi-Kapelle von Bernini
in der Kirche Santa Maria del Popolo Ö .
In Dan Browns Thriller „Illuminati“ spielt
die Grabkapelle eine bedeutende Rolle.
Für Robert Langdon, den Helden des Ro-
mans, stellen die Pyramiden heidnische
Symbole dar und sind ein Beleg dafür,
dass Bernini den antichristlichen Illumi-
nati angehörte. Das ist allerdings falsch,
denn die ägyptischen Pyramiden, in de-
nen die Pharaonen mit all ihren Schätzen
begraben wurden, damit es ihnen in ih-
rem neuen Leben an nichts fehlte, sind
als Verweis auf die uralte Vorstellung von
der Wiederauferstehung zu verstehen.
Zum Schluss unseres Ausflugs in die
Welt der Symbole und Zeichen längst ver-
gangener Zeiten unternehmen wir einen
Ausflug vor die Tore der Ewigen Stadt. In
den Katakomben, den unterirdischen
Gräbern an der Via Appia (s. S. 173), ha-
ben die Urchristen eine ganze Reihe von
Graffitis hinterlassen. Zwei der bekann-
testen und immer wieder auftauchen-
den Zeichen sind der Fisch und das Ha-
kenkreuz. Die griechische Bezeichnung
für Fisch ist ICHTYS, das als Akronym für
Iesus Christus theou hyios soter (Jesus
Christus des Gottes Sohn Erlöser) steht.
Das Hakenkreuz, das alte indische
Sonnenzeichen, wurde von den Christen
als Symbol des „Lichts der Welt“, also Je-
sus Christus verstanden, noch bevor das
Kreuz zum Symbol der katholischen Kir-
che wurde. Weitere typische Graffiti in
den Katakomben sind das Lamm als
Zeichen für den Opfertod, der Anker als
Sinnbild der Zuversicht und die Taube als
Friedenszeichen.
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