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Das Urchristentum
Die Geschichte der katholischen Kirche
hat sowohl einen heidnischen als auch ei-
nen jüdischen Ursprung: Noch bis ins 5.
Jahrhundert hinein wurde die noch jun-
ge Religion in den Mosaiken der Basili-
ken in doppelter allegorischer Gestalt ver-
körpert, als Juden- und als Heidenkirche.
Wurzeln, die später von der Kirche leider
wieder gekappt wurden.
Noch bis nach dem 2. Weltkrieg wurde
in der Karfreitagsliturgie des Papstes das
diskriminierende Wort von den „Perfides
Judaei“ verwendet. Die Juden hatten gro-
ßen Anteil an der Entstehung und Verbrei-
tung des Christentums. Die Gemeinde be-
stand größtenteils aus Kaufleuten, die re-
gen Austausch mit dem Mutterland pfleg-
ten und dadurch die Römer schon früh
mit der Lehre Christi bekannt machten.
Die frühe Christengemeinde Roms
muss man sich als die große fundamen-
talistische Oppositionsbewegung im
Rom der ersten Jahrhunderte unserer
Zeitrechnung vorstellen. Eine Übernah-
me der politischen Macht aber, wie dann
mit dem Übertritt Kaiser Konstantins
zum Christentum geschehen, war in den
Evangelien ursprünglich nicht vorgese-
hen. Dieser Ansatz entstand erst durch
den Einfluss finanzkräftiger und gebilde-
ter Kreise der Gesellschaft: Der sektiere-
rische Charakter der Gemeinde wurde
zunehmend in den einer schlagkräftigen
Oppositionsbewegung transformiert.
Die frühen Christen Roms entstamm-
ten überwiegend den niederen Stän-
den, die sich in den überfüllten Vororten
Roms drängten wie z. B. in Trastevere.
Sie fanden sich auch unter denen, die
ihr Brot in den Vergnügungsstätten ver-
dienten und im Zirkus oder Amphithea-
ter vor den Augen der römischen Aristo-
kratie ihr Leben lassen mussten. Schließ-
lich traten auch die Sklaven massenhaft
zu der neuen Sekte über. Reiche Bürger
konnten nur beitreten, wenn sie ihren
Reichtum aufgaben.
Paulus beschreibt in einem Sendschrei-
ben an die christliche Gemeinde in Rom
die nach seiner Ansicht überkommenen
Gruppenstrukturen: Die Unterscheidung
von Juden und Heiden, Sklaven und Frei-
geborenen, Griechen und Barbaren, Män-
nern und Frauen erklärt er in der neuen
Gemeinschaft der Christen für null und
nichtig. Das reinigende Bad der Taufe be-
schreibt Paulus als die Entkleidung von
den ehemaligen sozialen und religiösen
Trennungen der Gesellschaft.
Erster Schritt zur Veränderung dieser
ursprünglich sozialen Bewegung der Au-
ßenseiter der römischen Gesellschaft war
der Entzug der direkten Kontrolle der Ge-
meindegelder durch die Angehörigen der
Sekte selbst. Zunehmend wurden ab dem
Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. die Gel-
der von Funktionären verwaltet. Sie über-
nahmen langsam die Organisation der
Sekte, entdemokratisierten die Gemeinde-
struktur und gestanden den vermögenden
Mitgliedern immer mehr Einfluss zu.
Ansätze zu einer zentralen Territori-
alverwaltung zeichneten sich in Rom be-
reits zur Zeit des Papstes Fabianus (236-
250) ab. Er teilte die Stadt in sieben Bezir-
ke und unterstellte jeden einem Diakon.
Spätestens da war es dann vorbei mit der
basisdemokratischen Bewegung.
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