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drucken. Am 1. Mai 2011 wurde Johan-
nes Paul II. vor 500.000 Gläubigen aus
aller Welt in Rom seliggesprochen. Die
Veranstaltung erinnerte an die Trauer-
feierlichkeiten für den Verstorbenen im
Frühjahr 2005, als die gesamte römische
Innenstadt für den Autoverkehr gesperrt
war und die Via della Conciliazione, die
Prachtstraße, die zum Petersdom führt,
von den Pilgerscharen verstopft war.
Unter dem Applaus der Gläubigen wur-
de eine Blutreliquie von Johannes Paul II.
in einem wertvollen Behältnis zum Papst-
altar gebracht. Dieses Blut war in den letz-
ten Lebensmonaten von Karol Wojtyła,
so der bürgerliche Name des polnischen
Papstes, von den Ärzten für den Fall einer
eventuell nötigen Transfusion abgenom-
men worden, dann aber nicht mehr ver-
wendet worden. Getragen wurde die Re-
liquie von der polnischen Schwester Tobi-
ana, die den Papst viele Jahre als Haus-
hälterin und Krankenschwester betreute,
sowie von der geheilten Marie Simon-
Pierre Normand.
Das Seligsprechungsverfahren war
das kürzeste der Neuzeit. Normalerweise
kann es erst fünf Jahre nach dem Ableben
des Betroffenen angestoßen werden, im
Fall von Johannes Paul II. wurde es aber
bereits drei Monate nach dessen Tod ein-
geleitet.
Ein Seliger ist aber noch lange kein
Heiliger - dazu bedarf es eines zweiten
Wunders, das sich aber erst nach der Se-
ligsprechung zutragen darf. Der Selige
darf außerdem nur in einer begrenzten
Region - etwa einer Ortskirche oder ei-
nem Land - angebetet werden. Der Hei-
lige dagegen kann auf der ganzen Welt
angebetet werden, es dürfen auch Kirchen
nach ihm benannt werden.
V. regte den Neubau an. Die Bauten des
alten Rom wurden für den Neubau gna-
denlos geplündert: Allein aus dem Ko-
losseum ließ der Papst 2500 Wagenla-
dungen mit Steinen herankarren. In ei-
ner besonders schwierigen Bauphase
wurde Michelangelo hinzugezogen, der
dann die Kuppel gestaltete, also den
Teil des Petersdoms, der als Wahrzei-
chen der Kirche weithin sichtbar ist. In-
spirieren ließ sich der Künstler von der
Kuppelkonstruktion des antiken Panthe-
ons Í auf der anderen Seite des Tiber.
Schon die Eingangshalle wirkt wie eine
riesige Kirche (71 m lang, 14 m breit). In
der rechten Ecke steht ein von Berni-
ni geschaffenes Reiterstandbild Kaiser
Konstantins. Die Bronzetür davor ist die
berühmte Heilige Tür (Porta Santa), die
nur zu Beginn eines Heiligen Jahres ge-
öffnet wird. Alle 25 Jahre findet ein Hei-
liges Jahr statt, das letzte Mal 2000.
Durch das Mittelportal geht es in das
Hauptschiff. Gleich auf der rechten Sei-
te steht die berühmte Pietà des Michel-
angelo - mittlerweile hinter einer Glas-
scheibe, seit ein Geistesgestörter mit ei-
nem Hammer das Kunstwerk beschädigt
hat. Der Mittelpunkt der Kirche ist der
29 m hohe Papstaltar, der sich über dem
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