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riker, die sich um die Schätze der Vatika-
nischen Museen kümmern, zählen dazu.
Geografisch umfasst der Vatikanstaat
das Gebiet rund um den Petersdom, eini-
ge Kirchen und Paläste in der Stadt sowie
die etwa 100 Kilometer von Rom entfernte
Sommerresidenz des Papstes, Castel Gan-
dolfo. Staatsoberhaupt des „Stato della Cit-
tà del Vaticano“ ist der Papst. Er verfügt
allein über die gesetzgebende und richter-
liche Gewalt. Damit ist der Vatikanstaat
die letzte absolute Monarchie in Euro-
pa. Politisch erreichte der Vatikan mit den
Lateranverträgen die staatlicherseits fest-
geschriebene Unauflöslichkeit der Ehe, die
nur durch das reichlich voreingenommene
Tribunal der Kirche selbst annulliert wer-
den konnte (erst 1974 wurde in Italien per
Volksentscheid ein Scheidungsgesetz erlas-
sen), und die Steuerfreiheit für das Kir-
chenvermögen.
Als autonomer Staat unterhält der Va-
tikan heute Botschaften in fast aller Welt.
Ebenso sind auch ausländische Staaten mit
einer Botschaft beim Vatikan vertreten.
Daher unterhalten die meisten Nationen
in Rom zwei Botschaften: eine für Italien,
die andere für den Heiligen Stuhl.
Sämtliche Richtlinien der katholischen
Kirchenpolitik werden in zehn Ministeri-
en (Kongregationen) festgelegt, die jeweils
von einem Präfekten geleitet werden. Über
20 Jahre lang war Josef Kardinal Ratzin-
ger, der spätere Papst Benedikt XVI., Prä-
fekt der Glaubenskongregation, die über
Grundsatzfragen des katholischen Glau-
bens zu entscheiden hat. In dieser Zeit er-
warb er sich den Ruf eines konservativen
Hardliners. In den Kongregationen wer-
den über so unterschiedliche und seltsame
Dinge entscheiden wie die Tabuisierung
von Büchern, die Annullierung einer Ehe
oder die Neubesetzung eines erzbischöfli-
chen Stuhls.
Der Vatikan verfügt sogar über eine eige-
ne Armee, die Schweizergarde, bestehend
aus 110 Soldaten (s. S. 170: Exkurs „Die
Schweizergarde“). Und er unterhält einen
selten benutzten Personen- und Güter-
bahnhof mit zehn Beamten. Außerdem ge-
hören zum Staatswesen einige Dienstleis-
tungsbetriebe wie die Müllabfuhr, eine
Apotheke und ein Supermarkt. Die Fahr-
zeuge der Bewohner des Kirchenstaats
tragen die Initialen SCV (Stato della Città
del Vaticano); viele Römer übersetzen die
Buchstaben auch mit „se cristo vedisse“ (zu
Deutsch: „wenn Christus das sehen wür-
de“) und meinen damit die Verwicklung
des Vatikans in Finanzskandale und Ge-
schäfte mit der Mafia.
Radio Vatikan sendet in alle Welt und
sorgt als Zuschussbetrieb (es gibt keine
Werbeeinnahmen) für ein Loch in der Va-
tikankasse - genauso wie die Tageszeitung
L'Osservatore Romano, deren Auflage bei
knapp 8000 Stück liegt, samt den Wochen-
ausgaben in Englisch, Französisch, Spa-
nisch, Portugiesisch, Polnisch und Deutsch.
An Einnahmen fließen in die Kirchen-
kasse vor allem die Spenden der Gläubigen
aus aller Welt. Am Namenstag des Petrus
wird in allen katholischen Kirchen der Pe-
terspfennig eingesammelt und an den Va-
tikan überwiesen.
µ www.vatican.va/faq/index_ge.htm
µ www.oecumene.radiovaticana.org/
ted/index.asp
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