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Drei Münzen im Trevibrunnen
An einem warmen Oktobertag hatte ich
mich mit meinem zehnjährigen Sohn in
einer Bar gleich gegenüber dem Trevi-
brunnen 4 niedergelassen. Wie immer
war der Platz mit Touristen überfüllt. Vie-
le von ihnen stellten sich mit dem Rücken
zu dem prächtigen Barockbrunnen und
warfen Münzen über ihre Schultern in
das türkis schimmernde Wasser, ein Ritu-
al, das wir hier schon oft beobachtet hat-
ten. Angeblich soll es Glück bringen, sich
mit dem Rücken zum Brunnen zu stel-
len und Münzen über die rechte Schul-
ter in das Wasser zu werfen. Wenn man
eine Münze hineinwirft, kehrt man nach
Rom zurück, bei zwei Münzen wird man
sich in der Ewigen Stadt verlieben und bei
dreien gar hier heiraten.
Plötzlich fiel uns ein Mann mit einem
langen Bart und zerlumpter Kleidung auf.
Offensichtlich handelete es sich bei ihm
um einen Einheimischen, der sich mit ei-
ner langen Eisenstange bewaffnet lang-
sam dem Rand des Brunnens näherte. An
der Stange war ein Leinensäckchen befes-
tigt. Die ungewöhnliche Erscheinung fes-
selte uns. Langsam drückte der Mann die
Eisenstange unter Wasser. Mit großer Ge-
schicklichkeit zog er das Leinensäckchen
über den mit Münzen übersäten Boden
des Brunnens. Immer wenn das Säckchen
halbvoll war, zog er es aus dem Wasser
und steckte die Münzen in einen an sei-
nem Gürtel befestigten Beutel. Die Tou-
risten nahmen keine Notiz von dem Ge-
schehen und ließen ihn gewähren. Nach
zehn Minuten war der Beutel des Mannes
randvoll mit Münzen. Gerade in dem Mo-
ment, als er das Geld in seine Gürteltasche
umfüllen wollte, kamen zwei Carabinieri,
zwei italienische Polizisten, um die Ecke
und steuerten zielstrebig auf den Bärtigen
zu. Sie packten ihn an der Schulter, rede-
ten auf ihn ein und führten ihn in eine
der Seitengassen. Sie nahmen ihm das
Geld aber nicht ab, nach einer kurzen Be-
lehrung zog der Mann von dannen.
Jetzt begann ich mich für die Münzen
im Brunnen zu interessieren. Wieviel
Geld werfen die Touristen in den Brun-
nen und was wird daraus, wenn doch an-
scheinend die römischen Bettler das Geld
nicht aus dem Wasser fischen dürfen? Auf
Nachfrage bei der Stadtverwaltung erfuhr
ich, dass die Münzen grundsätzlich Ei-
gentum der Comune di Roma seien. Der
Brunnen werde regelmäßig von Angestell-
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